Eine Welt ohne Musik? Für uns bei Teufel natürlich unvorstellbar. Doch einst war viel Pionierarbeit und Forscherdrang nötig, damit wir heute Kopfhörer & Soundsysteme überall mitnehmen und drahtlos nutzen können und zu Hause Klang wie im Kino haben. Wir haben für dich in Archiven gestöbert und stellen dir spannende Fakten und die Pioniere der Audiotechnik vor.
Das Radio – Wer hat’s erfunden?
Einfach einschalten, und schon ist man gefühlt mit der ganzen Welt verbunden – das Radio macht es möglich. Aktuelle Nachrichten, der Wetterbericht, spannende Berichte und Reportagen und dazu natürlich Musik, Musik, Musik! Dass wir heute so easy unterschiedlichste Radiosender empfangen können, ist gleich mehreren Wissenschaftlern zu verdanken.
Der deutsche Physiker HEINRICH HERTZ (1857–1894) war der Erste, der in einem Experiment unsichtbare elektromagnetische Wellen (Radiowellen) nachweisen konnte. Damit legte er einen der Grundsteine für die Entwicklung des zukünftigen Radios. Ihm zu Ehren wird die internationale Einheit für Frequenz Hertz genannt.
Für die technischen Grundlagen des Radios ist unter anderem der Physiker und Elektroingenieur NIKOLA TESLA (1856-1943) verantwortlich.
Er hat herausgefunden, wie akustische Informationen mittels elektromagnetischer Wellen versendet und durch ein Radio wieder in Schallwellen umgewandelt werden können.
Vinyl-Schallplatte: Emil Berliner und Peter Carl Goldmark
Platte, Scheibe, Vinyl: für die runden und meist schwarzen Tonträger gibt’s heutzutage viele Bezeichnungen. EMIL BERLINER (1851–1921), deutscher Auswanderer in Amerika, stellte nach einigem Herumprobieren und Tüfteln im Jahr 1888 der Welt Gerät und Tonträger vor – Grammophon und Schallplatte waren geboren. Heute zählen sie zu den Meilensteinen der Audiotechnik. Erst besteht die Platte aus Zink, aber schon bald wird das Material durch Hartgummi ersetzt. 1897 folgt der Wechsel zu einem Gemisch aus Schellack und Mineralsubstanzen. Das machte Sinn, denn das Naturprodukt macht die Platten robuster, bruchsicherer und außerdem leichter.
Berliner gründete in den Jahren verschiedene mehr oder weniger erfolgreiche Unternehmen. Die American Gramophone Company, die United States Gramophone Company, die Berliner Gramophone Company und die Deutsche Grammophon GmbH. Bis 1943 ist die Schallplatte aus Schellack auf Erfolgskurs, dann bricht die Industrie aufgrund Berufsverbote während des Zweiten Weltkriegs ein. Nur fürs Kino und den Rundfunk werden noch Platten produziert.
1948 wird Schellack durch Vinyl (PVC) ersetzt. Erfinder der Vinyl-Platte ist der ungarisch-amerikanische Physiker DR. PETER CARL GOLDMARK (1906-1977). Mit schmaleren Rillen und einem verbesserten Klang findet das neue Material schnell Anklang. Die Schallplattenindustrie trennt sich nach und nach von Schellack und konzentriert sich auf die Herstellung von Vinyl-Schallplatten.
BBC Radiophonic Workshop: Daphne Oram und Delia Derbyshire
Als eine der Ersten in Großbritannien experimentierte die Komponistin und Musikerin DAPHNE ORAM (1925–2003) mit elektronischem Sound im Bereich der „Musique concrète“ und wurde zu einer zentralen Figur in der Szene.
Im Video auf YouTube: Ausschnitt aus einer BBC Dokumentation über Daphne Oram.
1944 begann ihre Karriere als Tontechnikerin bei der BBC, 1950 wurde sie Studiomanagerin. Die Verbindung von Musik und Audiotechnik begeisterte Oram so sehr, dass sie jahrelang versuchte, bei der BBC ein eigenes Studio für elektronische Musik einzurichten. Zuerst zögerte ihr Arbeitgeber, aber 1958 entstand dann der „BBC Radiophonic Workshop“. 1962 erweiterte DELIA DERBYSHIRE (1937–2001)
das Team.
Mit der britischen Komponistin, Musikerin und Produzentin erschuf der Radiophonic Workshop rund um Oram und Derbyshire Soundeffekte für Hörspiele und Film, Klangbilder für das Fernsehprogramm und Geräuschkulissen für den Rundfunk. Das berühmteste Stück Derbyshires ist mit Abstand die Titelmusik zur britischen Kultserie „Doctor Who“, die seit 1963 über die Bildschirme flimmert.
Oram und Derbyshire widmeten sich zu einer Zeit, als elektronische Geräte zunächst rein zum Zweck dienten, der Erforschung von Musik mit elektroakustischen Signalen und haben so den Weg für viele nachkommende Bands geebnet. Beide gelten als Pionierinnen der elektronischen Musik.
Computermusik-Pionierin Laurie Spiegel
Die US-Amerikanerin LAURIE SPIEGEL (1945–) zählt als eine der Pionierinnen der Computermusik. Die Musikerin und Komponistin entdeckte früh, dass sich mit Computer und Synthesizer neue Musik und neue Klänge erschaffen lassen. 1986 stellte sie „Magic Mouse“ vor, ein Programm, das sie während ihrer Arbeit bei Bell Labs in New Jersey entwickelte. Der Kompositionsalgorithmus wurde eine der ersten Musik-Softwares, die in Computern für den Heimgebrauch eingebaut wurden. So konnten von nun an auch Hobbymusiker zuhause am Rechner eigene Musik erzeugen und in die Welt der Audiotechnik eintauchen.
Neben ihrer Leidenschaft für computerbasierte Musik blieb Spiegel ihren Wurzeln in der folkloristischen und klassischen Musik treu und veröffentlichte im Laufe der Jahre unzählige Alben. 2013 erhielt sie für ihre Arbeit den Preis der Society for Electro-Acoustic Music in the United States.
In einer dreiteiligen Dokumentation kannst du mehr über Laurie Spiegel, ihr Leben und ihre musikalischen Entdeckungen erfahren.
Der Walkman: Andreas Pavels langer Weg zur Anerkennung
Unterwegs sein, den Kopfhörer aufsetzen und die neuesten Hits auf den Ohren haben – mit Einführung des Walkmans eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten und uneingeschränkter Musikgenuss. Als Sony das tragbare Kassettengerät 1979 auf den Markt bringt, ist der weltweite Jubel bei musikbegeisterten Teens groß und der Walkman erlangt in kürzester Zeit Kultstatus. Schließlich konnte so immer und überall Musik gehört werden!
1977 und somit bereits zwei Jahre zuvor meldete allerdings der deutsch-brasilianische Erfinder und Philosoph ANDREAS PAVEL (1945–), Sohn einer Industriellen-Familie aus Aachen, schon ein ganz ähnliches Gerät zum Patent an und lieferte damit die Vorlage für den Sony-Konzern. 20 Jahre lang stritten Pavel und Sony vor Gericht. 2004 erkennt Sony Pavels Arbeit an und der Rechtsstreit wird beigelegt. Da viele Angaben zum Zwist zwischen den Parteien vage sind, und wer letztendlich als der wahre Erfinder des Walkman gilt, darüber scheiden sich die Geister. Wir sind jedenfalls dankbar, dass der Walkman uns in den 80er und 90er Jahren auf endlos erscheinenden Autofahrten in den Urlaub gerettet hat und die Welt der Audiotechnik um einen weiteren Meilenstein bereichert hat.
Hedy Lamarr: Vorreiterin für Bluetooth und WLAN
HEDWIG EVA MARIA KIESLER (1914–2000), auch bekannt unter ihrem Pseudonym HEDY LAMARR, war nicht nur eine bekannte Schauspielerin mit Wurzeln in Österreich und Amerika, sondern auch eine geniale Wissenschaftlerin und Erfinderin. Im zweiten Weltkrieg entwickelte sie gemeinsam mit einem Freund, dem Komponisten Georg Antheil, auf Seiten der Alliierten ein störungssicheres Kommunikationssystem für Torpedos. Damit über Funk niemand die Torpedos anpeilen kann, ließen sie Sender und Empfänger in gleichen Abständen die Frequenz wechseln. Als Grundlage dient ihnen das Prinzip der Lochkarte, mit denen zur der Zeit automatische Klaviere gesteuert wurden.
Lamarrs und Antheils Erfindung gilt mittlerweile als Grundlage für die heutige Mobilfunk-Technologie und drahtlose Netzwerkverbindungen wie WiFi und GPS. Dank ihrer Pionierarbeit können wir heute zum Beispiel unterwegs mobiles Gaming genießen, mit Bluetooth-Lautsprechern im Park abhängen oder dank Multiroom-Streaming bei Serienabenden zuhause entspannen. Wir sagen DANKE!
Film-Tipp: Wer tiefer in die spannende Lebensgeschichte der Schauspielerin und Erfinderin eintauchen möchte, kann den Film „Geniale Göttin“ über DVD, Video-on-Demand oder als Download hier anschauen.
Dolby Digital Surround Sound dank Ray Dolby
Jeder Kinofilm wäre ohne Sound nur halb so gut, jede Wette. Damit Kino zum Erlebnis wird, revolutioniert ein Mann die Audiotechnik-Branche und sorgt für Rundum-Gänsehaut-Momente. Der britische Toningenieur und Erfinder RAY DOLBY (1933–2013) gründete 1965 die Firma Dolby und entwickelte zunächst Techniken zur Rauschunterdrückung. Er war es auch, der Kinosäle mit mehreren Lautsprechern und einer Mehrkanal-Technologie ausstattete und die Zuschauer so auf ganz neue Weise hautnah ans Geschehen brachte.
Ab den 1975er Jahren und somit in der Ära der ersten „Krieg der Sterne“-Filme wurde seine Technologie eingesetzt und hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. Nicht nur in den Kinos weltweit, sondern auch für das Heimkino wurde auf Audiotechnik mit Dolby Surround Sound gesetzt. Sein Name hat sich auf der ganzen Welt zum geflügelten Synonym entwickelt, wenn von verbessertem Klang die Rede ist. 1989 wird er für seine Arbeit mit dem Oscar belohnt. 2003 erhält Ray Dolby einen Emmy für sein Lebenswerk.
Trevor Horn: Hit-Produzent und Pop-Gigant
Sucht man im Netz nach Personen, die die Musikbranche revolutioniert haben, taucht ein Name ganz vorne mit auf: TREVOR HORN (1949–), britischer Musikproduzent, Musiker und Komponist und Tausendsassa. Bei vielen prägenden Künstlern hatte er seine Finger im Spiel und so für einen unvergessenen Sound gesorgt. Ob Barry Manilow, Grace Jones, Frankie Goes to Hollywood, Pet Shop Boys, Spandau Ballet oder Simple Minds – sie alle konnten durch Horns Einsatz von neuen technischen Möglichkeiten und Sampling Hits landen.
Die Popmusik der 1980er und 1990er Jahre wurde durch seinen Stil entscheidend mitgeprägt. Der Produzent war aber auch selbst musikalisch erfolgreich. Mit seiner Band The Buggles – zu der einst übrigens auch Hans Zimmer gehörte – verpasst er uns seit 1979 mit dem Song „Video Killed The Radio Star“ regelmäßig Ohrwürmer.
Klangvoll in die Zukunft!
Viele mutige und experimentierfreudige Menschen haben dazu beigetragen, dass die heutige Audiotechnik es uns ermöglicht, Sound in bester Qualität zu erleben. Wir von Teufel sind gespannt, was die Zukunft uns noch alles bringt!