“Cause it’s a bitter sweet symphony, that′s life…” — Im Starkregen mit gebückten Schultern der verflossenen Liebe nachtrauern, in Melancholie baden, dann neuen Lebensmut fassen und Luftgitarre spielen: Für Szenen wie diese gibt es garantiert den passenden Indie-Rock-Ohrwurm, denn über die Jahrzehnte hat sich Indie-Rock vom Untergrund zum Massenphänomen entwickelt. Wir wollten wissen, wie es dazu kam und haben für dich die Lupe gezückt. Stell dir den Tee bereit, denn die Reise führt durch vier Jahrzehnte voller Musik und spannender Fakten rund um das Riesenthema Indie-Rock.
Die Ursprünge: Der Mainstream ist ein rotes Tuch
Mainstream ist, was die Massen lieben. Während die meisten Ende der späten 1970-er und frühen 1980-er Jahre den schrillen Disco-Pop, schillernden Glam-Rock oder pompösen Hip-Hop feierten, entstanden im Untergrund Randgruppen, die in dieser weltpolitisch spannungsreichen Zeit eine Gegenbewegung ins Leben riefen. Insbesondere im United Kingdom (UK) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), formierten sich zahlreiche Hardcore-, Punk- und alternative Rockbands mit eigenen Botschaften. Man zeigte der Gesellschaft den Mittelfinger und lehnte sich auf gegen Konsum, Kommerz und Anpassung. Statt vom schönen Schein zu singen, schrie man sich die Seele aus dem Leib.
Die oft aggressiven Lyrics zeugten von gesellschaftlichen Missständen oder persönlichen Traumata. Der Sound war rau und dissonant, der Look so zerrissen wie die Song-Strukturen und das erklärte Ziel die Unabhängigkeit von einem als toxisch empfundenen System. Massentauglich? — Eher nicht. So entstand eine kommerziell kaum zu vermarktende Subkultur, die den auf Hochglanz polierten Spiegel der Gesellschaft mit musikalischen Verzerrungen zum Zerspringen bringen wollte.
In den USA waren es beispielsweise Bands wie Minor Threat, Black Flag oder Mission of Burma, im UK andererseits Samson, Tygers of Pan Tang oder Diamond Head, um nur wenige zu nennen. Man wollte sich nicht Profit-orientierten Major-Labels unterjochen, wäre dort seinerzeit aber auch nicht unter Vertrag gekommen.
Indie-Musiker und -Musikerinnen gingen daher in Eigenproduktion: DIY — do it yourself — war die Devise. Mit meist minimalen Mitteln aber strikten Prinzipien arbeitete man hart daran, die eigene Kunst zu vermarkten. In dieser Zeit bilden sich Genre-übergreifend zahlreiche Independent-Labels. Deren Initiatoren und Initiatorinnen waren oft die Bands selbst. Zu den damals entstandenen amerikanischen Independent-Labels zählen beispielsweise Alternative Tentacles, Dischord, Twin/Tone, Touch and Go Records oder Epitaph Records; und zu den Independent-Labels aus UK etwa 4AD, Mute, Beggars Banquet Records, Rough Trade Records, Stiff Records oder Creation Records.
Die Leitbilder des Indie-Rock
Doch nicht alle prangern das Establishment an. Die aus Manchester stammende Formation Buzzcocks gilt exemplarisch als Vorbild des Indie-Rock. Ihr melodischer Punkrock mit eher profanen aber ironisch vorgetragenen Inhalten, hat weitaus weniger Adrenalin intus als die Bands der Hardcore-Szene. Über ihr selbst gegründetes Indie-Label New Hormones betreiben sie eine frühe Form des Crowdfundings und pressen und verkaufen 1977 die EP „Spiral Scratch„.
Auch die Punk-Bands The Clash, die 1977 bei dem Major-Label Columbia Records unter Vertrag gehen und die Sex Pistols, die schon 1976 bei EMI unterzeichnen, sehen viele, obwohl kommerziell erfolgreich, als einflussreiche Wegbereiter des Indie-Rock. Vor allem die Sex Pistols sichern sich Aufmerksamkeit durch Negativ-Publicity, denn für den Song „God Save the Queen“, der am Tag des 25. Thron-Jubiläums von Königin Elizabeth II veröffentlicht wurde, wirft die BBC die Sex Pistols aus dem Radioprogramm.
Nicht zu vergessen: “This Charming Man…” Frontmann Steven Patrick Morrissey und die unvergleichlichen The Smith. Die von der Kennerschaft oft als Prototyp des Indie-Rock gelobte Band findet ihrer Zeit fast nur im britischen Raum Gehör, zählt hingegen heute zu den einflussreichsten Indie-Rockbands aller Zeiten. Ihre gängigen Refrains mit den distinkten Hooklines prägen sich ein wie Ohrwürmer. Indie-Bands wie Suede und Radiohead, Muse und Placebo oder Oasis, die den Indie-Rock der 1990-er Jahre maßgeblich verbreiteten, bekennen sich zu The Smiths.
Indie-Rock: Dem Sound auf der Spur
Aus der Tradition der Zerstörung tritt Neues hervor. Aber gibt es ihn überhaupt, den typischen Indie-Sound? Meist assoziieren wir, wenn wir von Indie-Rock sprechen, eher Sounds, die Subgenres wie Garage Rock, Post Punk, New Wave, Shoegaze, Brit Pop, Indie-Folk, Noise Rock, Grunge, Math-Rock oder Indietronic charakterisieren. Irgendwie schmeißen wir alles in einen Topf, kochen auf, rühren kräftig um, lassen alles nochmal schön ziehen und fertig ist die Indie-Suppe.
Die Grundlage von Indie-Rock bildet handgemachte Musik, das steht außer Zweifel. Der Fokus liegt auf E-Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang, wobei auch Keyboard, Klavier oder weitere Instrumente einbezogen werden. Rhythmus, Singsang, Lyrics, Melodie und Tempo variieren von kaum merklich bis klar unterscheidbar. Improvisation und Experiment schaffen eine immer neue Vielfalt und ersetzen die Regeln des guten Songwritings oder der klassischen Komposition.
Ist der Indie-Punkrock der 1970er Jahre noch hörbar von Rebellion oder Anti-alles durchzogen, distanzieren sich Indie-Bands der 1980er Jahre nicht nur thematisch, sondern auch stilistisch durch den experimentellen Miteinbezug von entfremdenden elektro-akustischen Rückkopplungs- und Hall-Effekten. Bands wie Spaceman 3, New Order, The Cure, The Jesus and Mary Chain, Cocteau Twins, My Bloody Valentine oder Depeche Mode klingen sphärisch und irgendwie nicht wie von dieser Welt.
Als unsichtbare Bandmitglieder wirken dann noch das Weltgeschehen, der Zeitgeist, die Atmosphäre der Region, die Jahreszeiten, die Technologie und das soziale Klima mit ― allmählich entsteht ein neuer, distinkter Sound.
Ich glaube die Orte, an denen man Musik macht, beeinflussen deren Klang und Stimmung unglaublich stark.
Luke Prichard (The Kooks)
Warum ist es so schwierig, den Indie-Sound zu fassen?
Dass wir den Indie-Rock-Sound allgemein kaum als feste Kategorie definieren können, liegt auch daran, dass viele Indierock-Bands im Laufe ihrer musikalischen Evolution mit Elementen aus unterschiedlichen Genres spielen. Das vielleicht beste Beispiel hier bildet ― “No Suprises” ― Radiohead. Ist das Album The Bends noch von eher langsamem Tempo, Melancholie, Apathie und schrecklich schön vertontem Schmerz geprägt, so zeugt OK Computer verstärkt von dem virtuosen Einsatz elektronischer Elemente. Bis heute bildet jedes Radiohead-Album eine Innovation für sich. Wie OK Computer wurden auch die Alben Kid A und In Rainbows mit dem Grammy Award for Best Alternative Music Album gekürt.
Bei vielen Indie-Rockbands gibt es daher oft Genre-Abweichungen. Dann wieder haben wir Bands, die bei kleinen Indie-Labels unter Vertrag sind und einen charakteristischen Sound haben, Künstlerinnen und Künstler ohne Vertrag (sogenannte „unsigned Artists“) und kommerziell mittelmäßige oder sehr erfolgreiche Bands, die nie bei einem Indie-Label waren, sich aber musikalisch an Indie-Rockbands orientieren. Kein Wunder, dass die Vermischung von Intention, Gattung und Sound an Eintopf erinnert.
Werfen wir daher einen Blick auf zwei Faktoren, die sich gleichzeitig entwickelt haben: Die Medien und die Musikindustrie. Also: Einatmen, ausatmen, Tee trinken und weiterlesen.
Hol dir die Bühne ins Wohnzimmer – mit Lautsprechern von Teufel
Von der Subkultur zum Mainstream-Hype: „I want my MTV!“
Der Einfluss der Medien auf Musik war schon immer prägend, deshalb bildet Indie-Rock hier keine Ausnahme. Neben der von der BBC Mitte der 1960er Jahre initiierten Musikshow Top of the Pops (TOTP), bleibt in den 1970er und 1980er Jahren weiterhin vor allem das Radio das beste Medium für unbekannte Bands und Nischen-Künstler, um ihre Reichweite zu erhöhen. Anfang der 1980er Jahre kam der Musik-Fernsehsender MTV hinzu. Seinerzeit selbst noch ziemlich DIY, lud MTV auch Programmchefs oder Moderatorinnen alternativer Radiostationen ein. Wenn was toll klang, wurde es gepuscht, weil man eben wollte, dass gute und neue Tracks nicht nur Randgruppen erreichen sollten. Man spielte Musikvideos rund um die Uhr, schaltete aber auch Interviews, Band-Portraits, Shows und News (Musicbox & VIVA zogen später nach).
Das Wesentliche am alternativen Radio war, dass Sender bewusst auf gute Tracks von unbekannten Künstlerinnen setzten. Diese No-Names wurden dann selektiv zu den Hauptsendezeiten zwischen bekannte Bands platziert. Man dachte: „Hey, die Band hat es verdient, gehört zu werden“ und involvierte das lokale Publikum aktiv. Durch die Einbindung ins Hauptprogramm schafften einige Bands den Sprung zu MTV.
Alternative Sender und DJs hatten kaum Budget, daher wurde man kreativ. So auch Matt Pinfield, amerikanischer Fernsehmoderator, Discjockey und Musikmanager, der als VJ bei MTV erste Bekanntheit erlangte. Als ab 2001 die iPods aufkamen, hatte Pinfield über 20.000 Songs auf seinem Gerät. Er ließ die Hörer anrufen und eine Zahl zwischen 1 und 20.000 nennen. Dementsprechend spielte er den jeweiligen Song.
We were excited to play new music. Leslie and I were looking for reasons to
play records not not to play them.
Matt Pinfield
Die fortschreitende digitale Revolution und das Wachstum des World Wide Web brachten aber nicht nur bessere Vernetzung und Flexibilität mit sich. Aufgrund der Konsolidierung der Medien im Zuge des „Communication Act“ aus dem Jahr 1996 unter Präsident Bill Clinton, konnten große Konzerne kleinere Sender aufkaufen und über mehrere Märkte gleichzeitig verfügen.
Quantität vs. Qualität
Lokale Sender setzten auf die Förderung von Diversität, doch durch die Medien-Konsolidierung trat das genaue Gegenteil ein. Einerseits wollte man mehr Vielfalt für eine größere Hörerschaft, andererseits vernichtete man die Jobs derer, die genau hierfür sorgten. Man spielte Songs, die sich ähnlich waren, statt auf organische Durchmischung durch die Komponente Mensch zu setzen. Viele kleinere regionale Radiosender mussten daher den Sendebetrieb einstellen.
Das Millennium ebnet den Weg für soziale Netzwerke. Allen voran Myspace 2003. Kennst du noch unser aller Freund Tom?
Was Myspace lange vor Facebook, Twitter und Instagram so rapide schnell beliebt machte, war der Fokus auf Musik und die Vernetzung von Fans und Artists aller Länder und Genres. Der Nebeneffekt: Die Plattform setze Rankings ein und bot Werbeagenturen wie großen Unternehmen so den perfekten Pool zum Fischen frischer Gesichter. Über Nacht konnten bis dato unbekannte Bands zu Werbe-Ikonen und Weltstars rangieren.
Less is more ― more or less
2004 nimmt das Online-Videoportal Vimeo den Dienst auf. Nur ein Jahr später folgt YouTube und quasi im Jahrestakt kommt mindestens ein neuer Audio-Streamingdienst hinzu. Was nebenbei entsteht, ist ein Schwingtür-Effekt: Einerseits werden uns Tür und Tor zu Musik, Hörbüchern und Podcasts in Hülle und Fülle geöffnet. Andererseits erhalten aber Major-Labels und Großindustrielle tiefe Einblicke in unsere Präferenzen, Nutzungszeiten und Gewohnheiten. Das Angebot basiert auf Algorithmen, weicht von der handverlesenen Programmdirektion des alternativen Radios ab, und die Loyalität zu alternativen wie regionalen Musikschaffenden verebbt im Big Business. Vielleicht ist gerade das ein Moment dafür, dass Podcasts heute einen solchen Aufschwung erleben.
Around the Globe: Die Indie-Industrie
Die elektrisierenden Indie-Sounds durchziehen die Welt und der Umkehreffekt ist längst eingetroffen: Never Mainstream ist Mainstream. Was früher als schlechtes Image galt wird en vogue und Indie explodiert zum globalen Hype. DIY wird zum Lookbook-Thema der Fashion-Magazine. Die Styles der alternativen Punk- und Rockszene werden von der Mittelschicht und den in der Szene verschrienen Hipstern adaptiert. Sogar auf Laufstegen geht der Punk ab. Vor allem UK und die USA gelten als Schmelztiegel der einst non-konformistischen Szene.
Die kulturelle und musikalische Durchmischung bringt Bands hervor, die entweder selbst einen Independent-Background haben oder von Indie-Rockbands stark inspiriert sind. Die Lyrics reichen vom Teenager-Alltag über profane Spaßthemen bis zu tiefgründigen, kontemplativen und systemkritischen Inhalten. Indie-Rock schillert in allen Facetten und wird zum Sammelbegriff für die Musik all jener Bands, die sich stilistisch einigermaßen in dieser weiten Sparte verorten lassen.
Umsatz- oder Prestige-Einbußen müssen große Labels längst nicht mehr fürchten. Bands, die in der musikalischen Tradition von Independent-Künstlern stehen, aber nicht mit deren Herausforderungen zu kämpfen haben, gehen bei den Majors oft ohne Umwege unter Vertrag. Doch auch etablierte Indie-Rockbands wechseln nach und nach zu den Großen.
Aus dem Underground auf die Bühnen der Welt
R.E.M., die in den 80-ern klar zur Independent-Szene gehörten, gingen beispielsweise zur Warner Music Group über und wurden in den 90-ern zu globalen Superstars. R.E.M. nutzt in dieser Phase Elemente des Pop, Folk und Country, ehe sich Michael Stipe, Peter Buck, Mike Mills & Co später wieder mehr dem Rock zuwandten. R.E.M. erhielten zahlreiche Awards und gehören mit über 85 Millionen verkauften Alben zu den erfolgreichsten alternativen Rockbands aller Zeiten. Sich von der Musikindustrie distanzierend geben R.E.M. 2011 wohl reflektiert ihre Auflösung bekannt.
Shiniy Happy People… It’s a fruity popsong written for childreen. It just is what it is. If there was one song that would sent into outer space to represent R.E.M. for the rest of time, I would not want it to be Shiny Happy People.“
Michael Stipe
Doch nicht nur R.E.M. setzen die Messlatte für Musikschaffende hoch. Spätestens durch den fast schon atomaren Erfolg von Nirvana ist klar, dass sich auch Grunge richtig gut vermarkten lässt. Verkauft wurden mehr als 82 Millionen Tonträger der ehemaligen Underground-Alternative-Band, die sich so ebenfalls in die Annalen der erfolgreichsten Indie-Rockbands aller Zeiten einreihen. Soundgarden, Alice in Chains, Rage Against The Machine, Stone Temple Pilotes, Pearl Jam, aber auch Bands wie The Smashing Pumpkins oder die softeren Lemonheads ernten ebenfalls weitreichenden Ruhm. Allen voran rankt Nirvana weiterhin an der Spitze: Ein Katalysator für die Musikszene in und um Seattle.
You know, (they) turn us into big rockstars, I mean I just don’t feel like that. Everyone else accuses us of it but, you know, we’re not as popular as everyone thinks. So we’re not as rich as everyone of thinks. You know, it’s just we’ve always had a good sense of humor.
Kurt Cobain
Betrachten wir den Verlauf der 1990-er wird klar, wie die Begriffe Indie-Rock und Independent einem so krassen Bedeutungswandel unterzogen werden konnten. Was sich dann in der Folge bis weit übers Millennium weltweit entwickelt, ist ein medialer und viraler Push von Indie-Rockbands aus aller Welt. Investiert wird in teils sehr aufwendige Produktionen, Bühneneffekte zum Runterklaffen der Kinnladen, Musikvideos mit Wow-Effekt und reichlich Publicity. Doch obwohl hier großartige Bands mit tollen Alben und massiv guten Konzerten die Bühnen rocken, geht der Trend allmählich wieder in Richtung Rückzug aus der Musikindustrie.
Wo immer du bist: Follow your Sound
Das Revival der Indie-Musik & DIY-Kultur
2007 sorgte wer für weltweite Schlagzeilen und löste eine breite Debatte über die Auswirkungen auf die Musikindustrie aus? Genau, Radiohead. Nachdem EMI von der Terra Firma Capital Partners Ltd. übernommen wurde, kam es zu einem Disput zwischen dem neuen Management und Radiohead. Statt einer Vertragsverlängerung wagte die Band einen innovativen und mutigen Schritt: Ihr siebtes Album In Rainbows bot Radiohead am 10. Oktober 2007 auf ihrer Website W.A.S.T.E. als Download für jeden beliebigen Betrag an – sogar für 0 £. Die Pay-what-you-want-Strategie war bahnbrechend und medial ein voller Erfolg. Denn Radiohead hatte es in einem Befreiungsschlag als erste Band geschafft, unabhängig, also echt „indie“, von der Musikindustrie mit ihren Fans in Kontakt zu treten und zu bleiben.
Radiohead war natürlich längst bekannt, weshalb die Aktion der Band direkt eine große Reichweite hatte. Anders steht es um unbekannte Musikschaffende. Doch das Erfolg und Authentizität auch ohne die Majors möglich sind, zeigen unabhängige Künstlerinnen immer wieder. Zum Beispiel die von der Westküste Südafrikas stammende Straßenmusikerin und Wahlberlinerin Alice Phoebe Lou.
2013 zog sie nach Berlin und trat hier immer an wieder öffentlichen Plätzen auf. Alice finanzierte sich vor allem durch ihre Straßenauftritte, setzte auf ihr eigenes Netzwerk und produzierte 2014 ihre erste EP Momentum. Ihr Debütalbum Orbit erscheint zwei Jahre später. Die Ausnahmekünstlerin mit der engelsgleichen, starken Stimme erhielt Angebote namhafter Plattenfirmen, die sie nach wie vor ebenso ausschlägt wie einst die Einladung im Vorprogramm von James Blunt zu performen. Weil sie sich gegen die Kommerzialisierung ihrer Musik ausspricht, entschied sie sich für Indepentent-Artist-Management.
Wieder ist es der Zeitgeist, der irgendwie auf der Seite der Indie-Bewegung zu stehen scheint. Indie-Rock erlebt ein Revival. Nicht nur, dass sich neue Künstler den Weg selbst bahnen oder frühere Bands sich wieder zusammenschließen. Wir packen auch zeitlose Songs in unsere Playlists und erleben sie neu. Vor allem setzen Indie-Künstler wieder vermehrt auf Live-Events. Echte Entdeckungen sind wichtiger als Klickzahlen; Nahbarkeit wirksamer als Likes auf sozialen Netzwerken. In diesem Sinne: Erwecke den Indie-Spirit in dir.
Indie-Rock Hits: Unsere Top 5 für dich
Zugegeben, wir können hier einfach kein Ranking anbieten. Nie würden wir all den tollen Indie-Rockbands und Künstlerinnen der letzten vier Dekaden gerecht werden. Statt dich jetzt mit 200 Tracks, Hitlisten oder Chartstürmern der Indie-Musik zu überfluten, haben wir bescheidene fünf Songs aus den goldenen 90-ern für dich ausgewählt.
Quasi als Inspiration zum Erstellen deiner eigenen Indie-Playlist mit, du weißt schon… Yeah Yeah Yeahs, Pixies, Arctic Monkeys, The Wombats, Sugar, Editors, The Kooks, Tocotronic, Kaiser Chiefs, The Notwist, The Killers, Franz Ferdinand... Die Liste beliebter Indie-Bands findet einfach kein Ende. Drück auf Play & enjoy.
Verrate uns deine persönlichen Lieblings-Indie-Rockbands, deine Lieblings-Indie-Alben oder Indie-Rock-Songs und schreibe Sie uns in die Kommentare!
FAQ: Das Wichtigste über Indie-Rock in aller Kürze
Indie ist ein umgangssprachlicher Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Musikstile, die sich aus der Independent-Bewegung der Rock- und Punk-Szene der späten 1970-er und frühen 1980-er Jahre bis um die Jahrtausendwende herausgebildet haben. Indie ist der Kurzbegriff für das aus dem Englischen stammende Wort “independent”, was “unabhängig” bedeutet. Musikschaffende wollten sich so begrifflich von eher Kommerz-orientierten Labels lösen. Teilweise wurden auch bessere Vermarktungswege gesucht. Auch zählen Musikschaffende, die völlig ohne Label oder über ihr eigenes Label produzieren, zu der Kategorie „independent“.
Indie-Labels gelten als Artist-friendly, lassen Ihren Künstlerinnen und Künstlern mehr Entscheidungsspielraum und bieten größere Honorare wie beispielsweise 50-50-Deals an. Ist ein Independent-Label besonders erfolgreich oder vielversprechend, kann es, wenn die Deals stimmen, zum Vertrag mit Major-Labels oder sogar zur Übernahme kommen. Das Indie-Label wird dann zum Sub-Label oder Imprint-Unternehmen. Enigma Records oder Matador Records sind bloß zwei Beispiele hierfür.
Selbst gemachte Musik auf Grundlage von Punk- und Rock-Elementen. Zumeist basierend auf E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, aber auch erweitert durch elektronische und digitale Soundeffekte und weitere freie Interpretationen mit anderen Instrumenten und anderen Adaptionen aus Pop, Synth-Rock, Synth-Pop, Folk, Country oder Raggae.
Indie-Rock oder auch Independent-Rock wird oft als Sammelbegriff für Bands benutzt, die aus der alternativen, kaum kommerziellen Bewegung stammen und entweder bei einem Indie-Label unter Vertrag sind oder vollkommen unabhängig produzieren. Indie-Rock umfasst im Speziellen eine Vielzahl von Subgenres, die der Alternative- und Independent-Szene entsprungen sind. Ursprünglich bezeichnet Indie eher eine Haltung und die Tatsache, dass Indie-Bands nicht bei Major-Labels unter Vertrag waren oder sind. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Begriff aber in die Alltagssprache aufgenommen und als Genre bezeichnet. Indie-Rock gehört genau genommen unter die Oberkategorie Rock, Indie-Pop unter Pop usw.
Indie bedeutet eigentlich nur „unabhängig von großen Labels produziert“. Doch wird Indie-Rock mittlerweile häuftig als Synonym für Alternative Rock benutzt. Gemeinhin zählen so die meisten Spielarten des Alternative-Rock aber auch des Post Punk, New Wave, Shoegaze, Grunge, Garage-Rock und sogar manchmal (je nach Act, Album oder Song) Indie-Pop, Brit-Pop, Car-Commercial Indie-Rock, Indie-Folk, Math-Rock, Indietronic oder Dark Pop zu den Indie-Genres. Auch bei Underground-Musik im weitesten Sinne spricht man meist von Indie.
Indie war in seiner Entstehung noch eine Randerscheinung. Indie-Labels vermarkteten und vermarkten die Musik ihrer eigenen Bands oder die Musik von Nischen-Künstlern. Früher wie heute gibt es echte Indie-Bands und Indie-Labels, die unabhängig von großen Labels Musik produzieren und vermarkten, ohne dabei breite kommerzielle Erfolge erzielen zu wollen oder müssen.
Bands wie The Killers aus Las Vegas, The Strokes, Modest Mouse, The White Stripes, The Black Keys und Queens of the Stone Age erobern die Indie-Charts, die längst den Mainstream erreicht haben. Auch Cat Power, Sugar, Eels oder die New Yorker Yeah Yeah Yeahs setzen eigene Maßstäbe. Wer sich mit der Geschichte der jeweiligen Bands beschäftigt, erkennt auch deren Inspirationsquelle. Viele beliebte Indie-Rock-Alben entstanden in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Sehr viele berühmte Indie-Rockbands stammen aus dem UK. Hierunter die Arctic Monkeys, Bloc Party, Franz Ferdinand, Maximo Park, Foals, The Rifles, The Libertines, Babyshambles, Kaiser Chiefs, The Fratellis, The Kooks, Kasabian, The Pigeon Detectives oder Razorlight. Stark gefeiert werden auch The Wombats, Dirty Pretty Things, The Enemy, Hard-Fi, We Are Scientists, Editors, The Subways, The Maccabees oder Künstlerinnen und Künstler, die auch solo performen wie beispielsweise PJ Harvey oder Thom Yorke von Radiohead.
Indie-Rock findet sich selbstverständlich über den Globus verteilt. So auch im deutschsprachigen Raum. Bands wie Tocotronic, Tomte, The Notwist, Mono Inc., Madsen, Kraftclub, die Hansen Band mit Jürgen Vogel (2005-2007), BOOL, Angelika Express, 4Backwoods, Freunde der italienischen Oper, die H-Blockx und viele weitere deutsche Bands, sind oft auch englischsprachig unterwegs.
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