Zehntausende Fans aller Altersgruppen kamen schon zu seinen Konzerten in Berlin. Sie sangen etwa auf der Berliner Waldbühne Klassiker wie „Heart of Gold“ oder „Hey Hey, My My“ wie aus einem Mund mit. Feiernde Fans, die noch bis lange nach Konzertende lautstark den Refrain „Keep on Rockin’ in the Free World“ schmettern. Neil Young begeistert mit seiner Musik Millionen – und das seit über 50 Jahren. Wir blicken zurück auf Leben und Werk der Rock- und Folk-Legende.
Eigenwillig und ungekünstelt: Neil Young im Portrait
Sanfte Country-Klänge, Mundharmonika-Folk und Orchesterarrangements, verzerrte E-Gitarren, raue Rumpel-Riffs und dunkler Blues: Das und noch mehr vereint Neil Young in seiner Musik. Der eigenwillige Kanadier mit der fragilen Stimme, der seit den 1960er-Jahren in Kalifornien lebt und inzwischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, ist nicht nur musikalisch ein Wanderer zwischen den Welten. Es sind vor allem seine Authentizität und das Ungekünstelte seines Auftretens, die ihn auszeichnen. Und es gibt kaum einen Musiker, der es sich erlauben kann, so eigensinnig und unberechenbar zu sein wie Neil Young. Unser Portrait besteht ganz Young-like aus zwei Teilen: einer akustischen A-Seite und einer elektrischen B-Seite.
„Out of the Blue“: Von Kanada in die weite Welt
Das Schlüsseljahr in der frühen Karriere des Neil Percival Young, geboren in Toronto und als Teenager aufgewachsen in Winnipeg, ist wahrscheinlich 1966. Nach dem Aus der R&B-Band The Mynah Birds bricht Young gemeinsam mit dem Bassisten Bruce Palmer von Kanada nach Kalifornien auf, in der Hoffnung, dort den gleichaltrigen Stephen Stills zu treffen, den er bei einem seiner früheren Auftritte kennengelernt hat. Stills seinerseits ist gerade mit Richie Furay nach Los Angeles übergesiedelt. Wie es der Zufall will, treffen sich die vier auf dem Sunset Boulevard. In der Folge gründen sie die zwar kurzlebige, aber sehr erfolgreiche Folk- und Country-Rockband Buffalo Springfield, die mit dem Stills-Song „For What It’s Worth“ einen landesweiten Hit hat.
Stephen Stills ist es auch, der Young 1969 einlädt, zu einer frisch gegründeten Supergroup zu stoßen: Im Frühjahr, als Young gerade sein zweites Soloalbum einspielt, nimmt Stills mit seinen Freunden David Crosby und Graham Nash ein vielbeachtetes Album auf – das Trio gewinnt prompt einen Grammy. Im August treten sie erstmals zu viert als Crosby, Stills, Nash & Young (CSNY) auf. Mit ihren Folk- und Rocksongs, die oft politische Themen behandeln, werden sie zu Helden der Woodstock-Generation. Die Platte Déjà vu macht sie weltberühmt und ebnet den Weg für die Solokarrieren aller vier Musiker.
Neil Young wird seine zeitweiligen Mitstreiter schon bald überflügeln. Die folk- und countrygetränkten Alben After the Gold Rush und vor allem Harvest mit der Single „Heart of Gold“ (1972) machen ihn zum Star. Inzwischen kann er sich ein Anwesen in Nordkalifornien leisten, die „Broken Arrow Ranch“. Doch er widersetzt sich dem kommerziellen Erfolg, wendet sich dunkleren Tönen zu. Er experimentiert mit Musikstilen, bleibt unberechenbar, kehrt zwischendurch immer wieder zu seinen Wurzeln und Weggefährten zurück. So auch in den 1980ern, als seine Popularität schwindet und er zwischen Bluesrock, Synthie-Sounds und Rockabilly umherirrt.
Dabei kommt es Young keineswegs darauf an, den Geschmack des Publikums oder gar den seiner Plattenfirma zu treffen. Die verklagt ihn Mitte der 1980er sogar, weil er mit dem Country-Album Old Ways absichtlich unverkäufliche Musik produziert habe. Der kauzige Kanadier schert sich bis heute nicht um Erwartungshaltungen. Und er kritisiert die veränderten Hörgewohnheiten, den Siegeszug des MP3-Formats, hält mit einem eigenen (erfolglosen) Projekt für hochauflösende Sounddateien dagegen. Sound matters – kaum ein Musiker setzt sich dafür so vehement ein wie Neil Young.
Für besten Sound: Produkte von Teufel
„Into the Black“: Verzerrt und unbequem
Die andere Seite des Neil Young wird bestimmt durch harte, laute Rocksongs, die besonders bei Live-Auftritten mit ausufernden E-Gitarren-Gewittern einhergehen. Anders als bei seinen Folk-/Country-Alben, deren Produktion sich oft nah am Perfektionismus bewegt, geht es hier meist ruppig und frei zu. Eine große Rolle dabei spielt seine langjährige Begleitband Crazy Horse. In Kalifornien treffen sie erstmals 1969 mit Young zusammen, der sie für die Aufnahme seines zweiten Albums Everybody Knows This Is Nowhere anheuert. Es enthält zum Beispiel die ebenso überlangen wie stilprägenden Rockklassiker „Down by the River“ und „Cowgirl in the Sand“. Die Zusammenarbeit wird über Jahrzehnte hinweg andauern und den Erfolg Youngs als Rockmusiker mitbegründen. 1979 erreichen sie mit Rust Never Sleeps und der gleichnamigen Tour ihren künstlerischen Zenit.
Zehn Jahre später rücken sie mit Freedom wieder ins große Rampenlicht. Young trifft mit dem politisch motivierten Album und der Hymne „Rockin’ in the Free World“ den Nerv der Zeit. Mit seinem ehrlichen, bodenständigen Rock und dem verzerrten Sound seiner Gitarre wird er zur Galionsfigur einer neuen Musikergeneration – und erhält den Beinamen „Godfather of Grunge“. Kurt Cobain zitiert ihn in seinem Abschiedsbrief, Pearl Jam gehen mit ihm ins Studio und auf Tour. Nach 9/11 politisiert er sich zunehmend, fordert sogar offen die Absetzung des amtierenden US-Präsidenten George W. Bush. Er engagiert sich in Umweltfragen, setzt sich für die Rechte der amerikanischen Ureinwohner ein.
Seit 2015 kooperiert er mit Promise of the Real, der Band von Lukas Nelson, Sohn der Country-Legende Willie Nelson. Mit ihnen geht er auch auf Welttournee. Mit dabei ist nach wie vor eine nachträglich schwarz lackierte Gibson Les Paul von 1953, liebevoll „Old Black“ genannt. Diese E-Gitarre spielt Neil Young seit den 1960ern gern und regelmäßig – mögen auch noch so viele Saiten reißen.
Private Herausforderungen und ein Langzeitprojekt
Auch privat ist das Leben des raubeinigen Musikers alles andere als einfach. Als Junge übersteht er eine Polioinfektion, mit 60 muss er sich wegen eines lebensgefährlichen Aneurysmas behandeln lassen, seine beiden Söhne leiden unter einer Bewegungsstörung. 2014 lässt er sich nach 36 Jahren von seiner damaligen Frau Pegi scheiden, was auch zum Bruch mit David Crosby führt. Mit 72 heiratet er erneut. Sein Haus in Malibu fällt den kalifornischen Waldbränden zum Opfer, woraufhin er sich offen mit Präsident Trump anlegt und ihm vorwirft, den Klimawandel zu leugnen.
Selbst vor seinem 75. Geburtstag ist Neil Young ruhelos. Er hört nicht auf, neue Musik aufzunehmen, und betreibt als Langzeitprojekt seine eigene Archivserie, in der er Neuauflagen sowie bislang unveröffentlichte Aufnahmen und Konzertmitschnitte herausbringt. Auf der Website lässt sich anhand einer interaktiven Zeitleiste sogar genau nachvollziehen, wann welcher Song aufgenommen und welches Album veröffentlicht wurde. Und anzuhören gibt es dort auch jede Menge – natürlich in höchster Klangqualität.
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Wusstest du …
- … dass Neil Young 1969 auf dem Woodstock-Festival auftrat, aber nicht gefilmt werden wollte? Deshalb ist er in der bekannten Dokumentation nicht zu sehen.
- … dass Young auch Regisseur ist? Unter dem Pseudonym „Bernard Shakey“ zeichnet er für mehrere Filme verantwortlich, meist Aufnahmen seiner eigenen Konzerte.
- … dass Youngs hauptsächliche Akustikgitarre eine Martin D-45 ist? Sie war ein Geschenk von Stephen Stills aus der ersten CSNY-Zeit.
Bild 1: ©Mark Estabrook, bestimmte Rechte vorbehalten. Quelle: Wikimedia Commons
Bild 2: ©Stoned59, bestimmte Rechte vorbehalten. Quelle: Wikimedia Commons, Ausschnitt.