Die Country-Musik ist wesentlicher Bestandteil der Vorstellung vom Leben in Nordamerika. Tief in der US-Kultur verwurzelt, hat sie von ihren Anfängen in den 1920er Jahren bis zu ihrer Rolle in der Popkultur der Gegenwart einen weiten Weg genommen. Folge uns durch die Geschichte der Country-Musik – von Station zu Station.
Los Angeles, 2025: Beyoncé gewinnt den Album-Grammy
Es war eines der Highlights bei den Grammy Awards 2025: Beyoncé gewinnt den Preis für das beste Album des Jahres – mit dem Country-Album Cowboy Carter. Auch in der Kategorie „Bestes Country-Album“ wird sie ausgezeichnet. Das waren ihre Dankesworte:
Bristol, Tennessee: Die Wiege des Country
Country, das steht oft für Freiheit, einfaches Leben und Tradition, ist aber auch schon seit langem massentaugliche Musik von großer kommerzieller Bedeutung. Entstanden ist dieses uramerikanische Musikgenre insbesondere aus der Volksmusik der Appalachen-Landstriche, zu deren typischen Instrumenten Banjo, Fiddle und Akustikgitarre gehören. Diese aus städtischer Perspektive eher abfällig „Old-time music“ oder „Hillbilly“ (Hinterwäldler) genannte Musik erhält in den 1920ern durch erste Schallplattenaufnahmen und Radioprogramme vermehrt Aufmerksamkeit.
Durch Aufnahmen in Bristol, einer Stadt im Nordosten Tennessees, bekommen ab 1927 bisher weitgehend unbekannte Musiker eine Bühne, darunter Jimmie Rodgers und die Carter Family. Rodgers hat mit seinem charakteristischen Jodelgesang Erfolg, während die Carters zur ersten Gruppe werden, die mit traditioneller Volksmusik professionell durchs Land tourt. Ein neues Genre ist geboren – und Bristol, TN gilt fortan als die Geburtsstadt des Country.
Nashville, Tennessee: Die Hauptstadt der Country-Musik
Jimmie Rodgers lebt nur bis 1933, doch er inspiriert zahlreiche Künstler, die in ihm den „Vater der Country-Musik“ sehen. Einer von ihnen ist der Texaner Ernest Tubb. Tubb macht in den 1940ern eine texanische Spielart des Country bekannt: den Honky-Tonk. Dieser nimmt Elemente des Western Swing auf und verstärkt Instrumente elektrisch, was bis dahin im Country unüblich ist. 1943 sucht Tubb sein Glück in Nashville, Tennessee.
Nashville hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits zur Hauptstadt der Country-Musik entwickelt. 1925 geht hier ein Programm auf Sendung, das unter dem Namen „Grand Ole Opry“ zum wichtigsten Radioformat der Country-Sparte wird. Wer in der „Opry“ auftritt, hat es geschafft und erreicht Hörer im ganzen Land. Ernest Tubb tut genau dies, begleitet von seiner Band, den Texas Troubadours. Im selben Jahr seiner Ankunft in Nashville zieht die „Opry“ ins Ryman Auditorium, ein ehemaliges Kirchengebäude, das fortan als „Mother Church of Country Music“ gilt. 1947 findet die Show erstmals in der New Yorker Carnegie Hall statt – mit Ernest Tubb als Star. Spätestens jetzt ist Country im Musikbusiness etabliert.

Montgomery, Alabama: Der tragische Country-Held
Der populärste Sänger in der Grand Ole Opry jener Zeit ist allerdings Roy Acuff. Gemeinsam mit dem Songschreiber Fred Rose gründet er in Nashville einen eigenen Verlag für Country-Musik. 1946 stellt sich bei ihnen ein vielversprechendes Talent aus Alabama vor: Hank Williams. Williams hatte in Montgomery, AL eine Showband zusammengestellt, die er Drifting Cowboys nennt – eine Reminiszenz an die Westernfilme, die in dieser Zeit schwer in Mode sind und das romantische Bild vom freien Leben mit Pferd, Hut und Revolver prägen.
Hank Williams nutzt dieses Image und tritt mit Cowboyhut und Fransenjacke oder weißem Anzug auf. Die folgende Originalaufnahme zeigt Williams’ Band mit der seinerzeit typischen Country-Instrumentierung: Akustik-Gitarre, Kontrabass, Fiddle, E-Gitarre und Steel Guitar.
Williams stirbt am 1. Januar 1953 mit nur 29. Wenige Jahre hatten gereicht, die Country-Musik für immer zu verändern. In Montgomery gibt es heute das Hank Williams MuseumIm neuen Tab öffnen, eine feste Adresse für Country-Fans.
Nashville, Tennessee: Die erste Country-Königin
Eine weitere wichtige Veränderung setzt Anfang der 1950er in Nashville ein: Die bis dahin fast ausschließlich von Männern geprägte Country-Szene wird erstmals durch eine Frau revolutioniert. Kitty Wells erobert 1952 als erste Solokünstlerin die Spitze der Country-Charts. „It Wasn’t God Who Made Honky Tonk Angels“ ist eine Antwort auf das in der Country-Musik verbreitete Stereotyp der leichtlebigen Frau. Bemerkenswert an der Instrumentierung im folgenden Video ist übrigens der Einsatz des elektrischen Fender Precision Bass.
Wells’ mutiges Eintreten für die weibliche Perspektive macht sie zum ersten weiblichen Country-Star und zur „Queen of Country Music“. Damit bereitet sie den Weg für Patsy Cline, Loretta Lynn, Dolly Parton, Dottie West, Tammy Wynette und viele andere Frauen, die das Genre bereichern werden.
Memphis, Tennessee: Der „Man in Black“ startet seine Karriere
Die wohl größte Ikone der Country-Musik wird jedoch Johnny Cash. Cash stammte aus ärmlichen Verhältnissen und war mit Gospel-Musik und dem Radio aufgewachsen. Nach seinem Militärdienst im deutschen Landsberg zieht er nach Memphis, TN, wo er 1955 gemeinsam mit Gitarrist Luther Perkins und Bassist Marshall Grant seine ersten Singles bei Sun Records aufnimmt. Es sind die frühen Jahre des Rock ’n’ Roll und seines Country-Ablegers, dem Rockabilly. Charakteristisch am Sound von Johnny Cash ist der treibende Rhythmus seiner Gitarre, der an einen fahrenden Zug erinnert.
Später beginnt Cash sein „Man in Black“-Image zu kultivieren, was zu den oft sozialkritischen oder melancholischen Texten seiner Songs passt und entscheidend zu seinem unkonventionellen, authentischen Auftreten beiträgt. Konzerte in Gefängnissen wie Folsom fördern Cashs Popularität noch weiter. Fast immer mit dabei: June Carter, einst Mitglied der Carter Family und nun gefragte Country-Sängerin. Die Geschichte des Paars wurde zuletzt im Kinofilm Walk the Line (2005) erzählt. Reese Witherspoon erhielt für ihre Hauptrolle eine Oscar-Auszeichnung.
Bakersfield, Kalifornien: Vom Räuber zur Country-Legende
Während die Wirkung von Johnny Cash weit über das Country-Genre hinauswächst, entstehen neue Stile der Country-Musik, darunter der „Nashville Sound“. Hierbei setzen Produzenten verstärkt auf Session-Musiker, Orchester und Background-Chöre, um einen geglätteten Sound herzustellen, der Country in die Popcharts bringen soll. Dieses Kalkül geht auf und macht Country-Stars wie Patsy Cline oder Jim Reeves zu Popgrößen.
Im Verlauf der 1960 Jahre kommt jedoch der „Bakersfield Sound“ hinzu, ein rauerer, bodenständigerer Stil, in dem die E-Gitarre einen wichtigen Platz einnimmt. Buck Owens und sein Gitarrist Don Rich mit der Fender Telecaster prägen ihn maßgeblich, während Jean Shepard zu den ersten Frauen gehört, die Bakersfield auf die Landkarte der Country-Musik setzen.
Besonders interessant ist die Geschichte von Merle Haggard. Gebürtig aus Bakersfield, landet er mit 20 wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis. Dort erlebt er ein Konzert von Johnny Cash, was ihn dazu inspiriert, nach seiner Entlassung ab 1960 selbst Musik zu machen. Mit seinen ehrlichen Country-Songs wird er vor allem in den Südstaaten beliebt. Haggards Erfolg erweist sich als Vorbote der Outlaw-Country-Bewegung der 1970er.
Austin, Texas: Die Rebellion der Outlaws
Die Vormachtstellung der „Music City“ Nashville provoziert eine Gegenbewegung von Künstlern, die sich vom Diktat der Produzenten und Plattenfirmen lossagen. Eine zentrale Figur hierbei ist Willie Nelson. Der gebürtige Texaner hat in Nashville zunächst Erfolg als Songschreiber mit Hits wie „Hello Walls“ (Faron Young) oder „Crazy“ (Patsy Cline). Frustriert von den Bedingungen seiner Plattenfirma geht er Anfang der 1970er jedoch nach Austin, TX und wechselt zu Atlantic Records. Nelsons erstes Atlantic-Album Shotgun Willie (1973) wird zur Blaupause des Outlaw-Country.
Charakteristische Merkmale dieses Untergenres sind die zurückgenommene, am klassischen Country orientierte Produktion, unkonventionelles Songwriting und Texte, die Geschichten über Freiheit, Rebellion und das Leben am Rande der Gesellschaft erzählen. Weitere einflussreiche Protagonisten der Outlaw-Bewegung sind Kris Kristofferson und Waylon Jennings. Kristofferson kommt seine wachsende Bekanntheit als Schauspieler und Songschreiber zugute, während Jennings sich seine musikalische Autonomie auf dem Rechtsweg erkämpft. Das von einer Gruppe um Jennings und Nelson eingespielte Album Wanted! The Outlaws (1976) markiert den kommerziellen Höhepunkt des Outlaw-Country.
Outlaw State of Sound: Fender x Teufel Lautsprecher
Pasadena, Texas: Ein Disco-Star im Country-Club
Im Verlauf der 1970er und 1980er verwischen die Genre-Grenzen zunehmend. Country flirtet nicht nur mit Pop, sondern verbindet sich auch mit Rock, Punk, Soul und sogar Disco. Crossover-Stars wie John Denver, Dolly Parton, Kenny Rogers oder Linda Ronstadt erzielen massive Verkaufszahlen, entfernen sich jedoch immer weiter vom eigentlichen Country. Für ein Country-Revival sorgt der Film Urban Cowboy (1980) mit Tanzfilm-Ikone John Travolta. Urban Cowboy spielt in einem echten Honky-Tonk-Club in Pasadena, TX.
Dolly Parton ist in dieser Zeit nicht nur ein Star im Musikbusiness, sondern auch als Schauspielerin sehr präsent. Außerdem wird sie zur Miteigentümerin des nach ihr benannten Themenparks Dollywood. Gemeinsam mit Emmylou Harris und Linda Ronstadt nimmt sie das Country-Album Trio (1987) auf, das mit Platin und einem Grammy dekoriert wird.
Pearsall, Texas & Yukon, Oklahoma: Cowboyhüte füllen Stadien
Als Reaktion auf die Country-Pop-Welle entsteht in den 1980ern der Neo-Traditionalismus (oder „Neotraditional Country“), der sich auf den klassischen Country der 1940er und Vorbilder wie Hank Williams rückbesinnt. George Strait aus Pearsall, TX steigt zum neuen „King of Country“ auf und verkauft Abermillionen Platten – ein Erfolg, der in den 1990ern noch übertroffen wird von dem aus Yukon, OK stammenden Garth Brooks. Country-Musik füllt Stadien und ist neben Hip-Hop das kommerziell lukrativste Musikgenre in den USA. Dort gilt Brooks als der Musiker des Jahrzehnts.
Europa: Country-Pop erobert den internationalen Mainstream
In Europa jedoch fristet Country-Musik ein Nischendasein. Idole wie Johnny Cash, Hank Williams oder Dolly Parton werden verehrt, gecovert und kopiert, die amerikanischen Country-Stars der Gegenwart allerdings kaum als solche wahrgenommen. Stattdessen werden viele von ihnen als Popkünstler vermarktet. Diese Strategie geht besonders gut auf mit der Kanadierin Shania Twain: Ihr Millionenseller Come On Over (1997) katapultiert Country-Pop in die weltweiten Charts. Auch Faith Hill und LeAnn Rimes gelingt dieser Sprung. Frauen dominieren nun den populären Country in der internationalen Wahrnehmung.
Denver, Colorado & Detroit, Michigan: Alternative Country & Country-Rap
Weitab vom kommerziellen Mainstream vermischt sich Country mit zahlreichen anderen Stilen. Hatte die Fusion aus Country und Rock in den 1960ern und 1970ern mit Bands wie den Byrds und den Eagles noch sehr harmonisch geklungen, wird nun vermehrt unter dem Einfluss von Punk, Alternative und Indie-Rock mit traditionellen Country- und Folk-Elementen experimentiert. Musiker wie Ryan Adams oder Steve Earle, beeinflusst von Vorbildern wie Gram Parsons oder Townes Van Zandt, thematisieren dabei die dunkleren Seiten des amerikanischen Lebens. In Denver, CO entsteht der alternative „Denver Sound“, der Rock, Country, Folk und Gothic vereint.
Alternative Country bleibt nicht ohne Wirkung auf etablierte Künstler: Emmylou Harris erfindet sich auf Wrecking Ball (1995) neu, und das Comeback von Johnny Cash gibt diversesten Songs teils erschütternde emotionale Tiefe. Und auch Detroit und der Hip-Hop öffnen sich dem Country: Kid Rocks „Cowboy“ gilt als erster Country-Rap-Song, was sich noch in den 2010er Jahren auf Mainstream-Stile wie den Bro-Country auswirkt.
Country-Musik heute
In den USA des 21. Jahrhunderts ist Country nach wie vor ein sehr relevanter Faktor in Musikindustrie und Gesellschaft. Für Taylor Swift wird das Genre zum Sprungbrett zur Weltkarriere und Carrie Underwood bricht diverse Rekorde weiblicher Country-Stars, die bis dahin aufgestellt wurden. Bei Künstlern wie Chris Stapleton oder Kacey Musgraves werden vielfältige Einflüsse aus (Southern) Rock, Pop, Blues, Soul und traditionellem Bluegrass-Country hörbar.
Die Verbindung von Country-Pop und Hip-Hop bzw. RnB, die lange undenkbar war, entfaltet nun mit Lil Nas X („Old Town Road“, 2019) und Shaboozey („A Bar Song (Tipsy)“, 2024) ihr Potenzial. Beide Singles verharren für unglaubliche 19 Wochen an der Spitze der US-Charts. Der „Black Country“ überschreitet Grenzen und bringt vermeintlich getrennte Welten zusammen.
Von hier aus ist es schließlich nicht mehr weit zu Beyoncés Cowboy Carter (2024). Das Album ist das Ergebnis einer jahrelangen Beschäftigung mit Traditionen und Künstlern des Country und angrenzender Genres, die heute oft unter dem Begriff „Americana“ zusammengefasst werden. Es würdigt die Beiträge schwarzer Künstler zur amerikanischen Musiktradition und versammelt überdies Willie Nelson, Dolly Parton u. a., die wie Radiomoderatoren humorvoll einzelne Songs einleiten. Partons Song „Jolene“ interpretiert Beyoncé mit abgeänderten Lyrics – nur ein Beispiel, wie kreativ die Sängerin aus Houston, TX mit Country-Musik umgeht.
Der Sound der Freiheit: Lautsprecher von Teufel

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Stereo-Sound von Teufel
Country-Musik aus Deutschland
Selbstverständlich wird Country-Musik auch in Deutschland gespielt und geliebt. Einer der bekanntesten deutschen Country-Musiker ist Tom Astor. Der gebürtige Sauerländer reiste mehrfach nach Nashville, um dort mit Größen wie Cash, Parton oder Rogers zu arbeiten. Er hatte 1984 mit „Hallo, guten Morgen, Deutschland“ einen Hit. Gunter Gabriel interpretierte bereits in den 1970ern Songs von Johnny Cash u. a. mit deutschen Texten. Linda Feller trat 1998 als erste Deutsche in der Grand Ole Opry auf. Die Band Truck Stop wurde durch deutschsprachigen Trucker-Country bekannt und spielte den Titelsong der Serie Großstadtrevier ein. Texas Lightning aus Hamburg nahmen mit ihrem Country-Pop-Song „No No Never“ am Eurovision Song Contest 2006 teil. Und The BossHoss aus Berlin spielen seit nunmehr 20 Jahren Country-Rock mit englischen Texten.
- Titelbild: Paul BrennanIm neuen Tab öffnen auf PixabayIm neuen Tab öffnen. Pixabay LicenseIm neuen Tab öffnen.
- Bild Ernest Tubb: Wikimedia CommonsIm neuen Tab öffnen. William P. Gottlieb Collection, Library of Congress. Public Domain.
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