Das Cello klingt lila, das C schmeckt salzig, der Beat wirkt quadratisch: Alles bloß Einbildung? Von wegen! Dahinter steckt eine besondere Form der Wahrnehmung: die Synästhesie. Erfahre hier, was es damit auf sich hat, welche Formen es beispielsweise mit Tönen gibt und wie Menschen damit leben.
Fünf Sinne hat der Mensch? Mitnichten!
Nach klassischer Einteilung verfügt der Mensch über fünf Sinne: Hören, Sehen, Tasten, Riechen und Schmecken. Die Wahrheit ist jedoch komplexer. Das zeigt sich schon daran, dass unsere Ohren nicht nur den Hörsinn, sondern auch den Gleichgewichtssinn beherbergen. Je nach Definition unterscheidet die heutige Wissenschaft sogar bis zu 27 Wahrnehmungskanäle des menschlichen Körpers! Hinzu kommt, dass unsere Hauptsinne wiederum verschiedene Wahrnehmungs- und Empfindungsqualitäten umfassen – beim Hören etwa die Lautstärke (Schalldruckpegel), die Tonhöhe (Frequenz in Hertz) oder die Klangfarbe.
Lesetipp: Was genau passiert, wenn Schallwellen auf unsere Ohren treffen, erklärt dir unser Artikel zur auditiven Wahrnehmung.
Außerdem sind die Sinne keineswegs immer klar voneinander getrennt, wie am deutlichsten die Verbindung von Riechen und Schmecken beweist. Und ein Satz wie „Das Auge isst mit“ ist ebenso wenig aus der Luft gegriffen. Eine ganzheitliche Sinnesphysiologie muss also auch die Verbindungen und Überschneidungen der einzelnen Sinne berücksichtigen. Besonders eindrücklich zeigt sich dies am Beispiel der Synästhesie.
Was sind Synästhesien?
Der gelbe Mittwoch, die grüne Neun, das weiche Tönen einer Geige: Was für die meisten lediglich fantastische Vorstellungen oder schöne Metaphern sind, ist für manche Menschen alltägliche Wirklichkeit. Der Begriff „Synästhesie“ steht hierbei für eine ganze Reihe von Wahrnehmungsphänomenen, bei denen die Grenzen der einzelnen Sinne überschritten werden.
Synästhesie: Eine einfache Definition
„Synästhesie“ bedeutet wörtlich übersetzt „Zusammenwahrnehmung“. Mit dem Begriff werden Phänomene der menschlichen Wahrnehmung bezeichnet, bei denen sich mehrere (üblicherweise zwei) physisch voneinander getrennte Sinneskanäle miteinander verbinden bzw. untereinander vermischen. In der Regel wird ein Sinneseindruck durch einen weiteren ergänzt. Dies geschieht dadurch, dass bei der Verarbeitung eines Reizes im Gehirn ein anderer Sinn angeregt wird.
Synästhetische Wahrnehmungen weisen folgende Merkmale auf:
- Sie treten unwillkürlich (spontan) auf und werden durch bestimmte Sinneseindrücke ausgelöst.
- Sie überspringen Sinneskanäle in eine Richtung, z. B. Ton zu Farbe, Geschmack zu Form oder Bewegung zu Geruch. Die Zuordnung der einzelnen Sinneseindrücke ist dabei immer gleich.
- Sie lassen sich eindeutig unterscheiden, können klar benannt und zweifelsfrei erinnert werden.
- Sie werden als zusätzliche Eindrücke auf einem „inneren Monitor“ wahrgenommen und ersetzen nicht ihre auslösenden realen Reize. Hierin unterscheiden sich Synästhesien von Halluzinationen.
Abzugrenzen sind diese „starken“ Synästhesien von anderen Phänomenen, die auf bloßen Entsprechungen zwischen Sinneseindrücken oder assoziativen Verknüpfungen beruhen. Solche „schwachen“ Synästhesien sind entweder individuell erlernt oder bei den meisten Menschen ähnlich vorhanden. Hierhin gehören beispielsweise die Assoziation von „weichen“ und „harten“ Konsonanten (b, d, g vs. p, t, k) mit runden oder spitzen Formen sowie die Unterscheidung von „hellen“ und „dunklen“ Vokalen (e, i vs. o, u). Sie werden gewöhnlich nicht von einem ergänzenden Sinneseindruck begleitet.
Dieser Podcast erklärt das Phänomen noch etwas genauer:
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Klangfarben und Farbtöne: Typische Beispiele für Synästhesien
Von warmen Klängen, kalten Farben oder hohen und tiefen Tönen zu sprechen erscheint uns ganz normal. Dass diese sprachlichen Synästhesien durchaus sinnliche Entsprechungen haben, wird oft erst deutlich, wenn wir uns mit synästhetischen Phänomenen beschäftigen. Es gibt viele Dutzend verschiedene Formen von Synästhesie. Hier einige typische Beispiele, die den Hörsinn einbeziehen:
- Ton zu Farbe: Bei dieser Form der Synästhesie werden Höreindrücke von visuellen Wahrnehmungen begleitet. Letztere verändern sich je nach Lautstärke, Tonhöhe, Klangfarbe und anderen Eigenschaften. Melodien können hierbei bunte Farbverläufe hervorrufen.
- Ton zu Form: Hierbei entstehen aus auditiven Reizen Punkte, Linien oder andere geometrische Formen. Diese können sich auch bewegen und bestimmte Farben annehmen.
- Ton zu Geschmack: Bei dieser Form schmecken Töne z. B. süß, sauer oder bitter – Musikgeschmack im wahrsten Sinn des Wortes.
- Farbe zu Ton: Hierbei bekommen Farben akustische Äquivalente wie Brummen, Klopfen oder Piepen.
- Bewegung zu Ton: Bei dieser Form lösen wahrgenommene Bewegungen bestimmte Klänge im Gehirn aus.
All diese Phänomene beruhen in der Regel auf nicht näher begründbaren Zusammenhängen statt auf intuitiv naheliegenden Korrespondenzen. Es ist also unwahrscheinlich, dass für Synästhetiker z. B. Neil Youngs Mundharmonika in „Heart of Gold“ goldfarben oder Metallicas „Enter Sandman“ schwarz erscheint. Umgekehrt hat nicht jede sinnesübergreifende Zuschreibung eine synästhetische Entsprechung – etwa die Wendungen „blauer Montag“ oder „Ach, du grüne Neune!“. Auch die Bezeichnung „weißes Rauschen“ geht rein auf Analogie zurück.
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Leben mit Synästhesie: Eine ganz normale Anomalie
Aus Sicht der meisten Menschen bilden Synästhesien eine ungewohnte, nicht unmittelbar nachvollziehbare Art der Wahrnehmung. Für Synästhetiker – also Menschen, die synästhetisch empfinden – sind sie jedoch unumstößliche Wahrheiten, die den Normalfall darstellen. Wissenschaftliche Schätzungen besagen, dass etwa 0,1 bis 4 Prozent aller Menschen Synästhetiker sind.
Falls du selbst zu diesen Menschen gehörst, wirst du dich vermutlich noch daran erinnern, wann und wie du herausgefunden hast, dass die meisten deiner Mitmenschen eben keine Töne sehen, Farben hören oder Formen schmecken können. Und wenn du von solchen Phänomenen nur gehört oder gelesen und sie nicht gleich als fantastische Spinnerei abgetan hast, wirst du zumindest verstehen, wie schwierig es sein kann, diese Erfahrungen mit anderen zu teilen.
Viele Synästhetiker kommen daher früh zu der Erkenntnis, dass sie mit ihren Wahrnehmungen allein sind. Tatsächlich können Synästhesien individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Manchmal liegen gleich mehrere vor, manchmal nur eine bestimmte. In aller Regel werden sie als positiv und bereichernd beschrieben. Synästhesie ist also keine Überempfindlichkeit und oder gar eine Form von Autismus (wenngleich sich dies ergänzen kann). Sie muss auch keine Einschränkung im Leben von Synästhetikern darstellen – ganz im Gegenteil. Viele Menschen mit synästhetischen Wahrnehmungen sind sehr fantasievoll, kreativ und künstlerisch begabt. Außerdem verfügen sie oftmals über eine hohe Sensibilität und ein hervorragendes Gedächtnis.
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Zusammenfassung: Synästhesie ist etwas Besonderes
- Der Begriff „Synästhesie“ beschreibt Wahrnehmungsphänomene, bei denen eigentlich getrennte Sinne sich miteinander verbinden.
- Bestimmte Sinneseindrücke werden dabei unwillkürlich durch weitere aus einem anderen Sinnesbereich ergänzt.
- Solche Wahrnehmungen haben nur Synästhetiker. „Starke“ Synästhesie ist nicht erlernbar.
- Synästhesie ist keine Krankheit und stellt auch keine Einschränkung dar – sie bereichert vielmehr das Erleben.
Linktipp: Weiterführende Informationen gibt es z. B. bei der Deutschen Synästhesie Gesellschaft (DSG) unter https://www.synaesthesie.org/.
In diesem Hörbeitrag erfährst du mehr über den Forschungsstand zur Synästhesie:
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Titelbild: enbuscadelosdragones0 via Pixabay. Pixabay License.
yosiumura
31. Dez. 2023, 22:48
sehr gute Zusammenfassung