Selbst wenn du noch nie von Autotune gehört hast – Songs, deren Gesang per Autotune bearbeitet wurde, hattest du garantiert schon in den Ohren. In der Popmusik ist das nachträgliche Glätten und Verfremden der Stimme längst gang und gäbe. Wie funktioniert Autotune und was macht es mit uns als Hörern?
Was ist Autotune?
Bei Autotune (oder Auto-Tune) handelt es sich um eine automatische Tonhöhenkorrektur (engl. pitch correction), die in der digitalen Nachbearbeitung von Audiotracks eingesetzt wird. Sie soll dazu dienen, Fehler im aufgenommenen Audiomaterial zu korrigieren und damit den Produktionsprozess zu verkürzen. Der Grad der Bearbeitung kann dabei von einzelnen Schönheitskorrekturen bis hin zur Verfremdung reichen. Bekannt ist das Verfahren vor allem von der Gesangsbearbeitung, doch auch für andere Aufnahmen kann es eingesetzt werden.
Hinweis: Viele denken bei Autotune zunächst an die Software Antares Auto-Tune. Mittlerweile gibt es aber auch etliche andere Programme für die Tonhöhenkorrektur (s. u.). Wir behandeln hier den Effekt und wie er in Tonstudios zustande kommt.
Nicht zu verwechseln ist Autotune mit der Tonhöhenänderung (engl. pitch shifting), bei der Tonspuren insgesamt in ihrer Tonhöhe und teilweise auch in ihrer Geschwindigkeit verändert werden. Typische Effekte sind hier zum Beispiel die Mickey-Mouse- oder die Schlumpf-Stimme. In moderater Form setzte dies schon Chuck Berry ein, um jünger zu klingen. Autotune hingegen verändert normalerweise nicht die gesamte Tonhöhe, sondern passt nur einzelne Passagen an.
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Wie funktioniert Autotune?
Erinnerst du dich an das Karaoke-Party-Game SingStar? Bei dem Musikspiel geht es darum, so gut wie möglich die abgebildeten Töne zu treffen. Autotune leistet genau das: Es hilft, exakt die gewollten Töne zu singen. Der Effekt kann nachträglich eingesetzt werden oder sogar in Echtzeit. Doch wie funktioniert das?
Als audiophiler Mensch weißt du, dass die Tonhöhe einen der vier wesentlichen Aspekte der auditiven Wahrnehmung bildet. Wie hoch oder tief du einen Ton hörst, hängt von seiner Frequenz ab. Bei der Tonhöhenkorrektur wird also die Frequenz des Audiosignals verändert. Produzenten bedienen sich dazu spezieller Software, die die Tonspuren abbildet und Unregelmäßigkeiten aufdeckt. Abweichende Passagen werden dann an ein definiertes Niveau angeglichen.
Um dieses Niveau zu finden, wird zunächst die Tonart der Aufnahme ermittelt. Davon ausgehend werden dann diejenigen Töne korrigiert, die von dieser Tonart abweichen. So angewendet, entsteht eine „perfekt“ intonierte Tonspur. Je nach Software-Einstellungen geschieht das Ganze automatisch oder wird bis zu einem gewissen Grad manuell gesteuert.
Der bekannte Autotune-Effekt stellt sich ein, wenn das Tempo der Frequenzkorrektur sehr hoch eingestellt wird. Die Übergänge der Töne klingen dann nicht mehr natürlich, sondern mechanisch verfremdet. Die menschliche Stimme wird dadurch verzerrt.
Als Erfinder von Autotune gilt Andy Hildebrand. Der Toningenieur gründete 1997 das Unternehmen Antares, mit dem er seine Software Auto-Tune entwickelte. Das Tool erlaubte es erstmals, die Tonhöhen unabhängig von der Abspielgeschwindigkeit digital anzupassen. Es dauerte nicht lang, bis Pop-Produzenten die neuen Möglichkeiten nutzten – 1998 wurde der Autotune-Effekt durch Chers Single „Believe“ weithin als „Cher-Effekt“ bekannt.
Antares Auto-Tune gibt es inzwischen in mehreren Versionen. Daneben existieren ähnliche Programme wie Melodyne oder Cubase VariAudio. Auch in der kostenlosen Software Audacity lässt sich Autotune (durch ein Plugin) anwenden. Manche DJ-Software verfügt über vergleichbare Features.
Songbeispiele für den Autotune-Effekt
Ob du ihn liebst oder hasst – der Autotune-Effekt ist seit dem Erfolg von Cher kaum noch aus der zeitgenössischen Popmusik wegzudenken. Hier einige klassische Beispiele für den starken Einsatz von Autotune:
Interpret | Songtitel | Jahr |
---|---|---|
Cher | Believe | 1998 |
Eiffel 65 | Blue (Da Ba Dee) | 1998 |
Kid Rock | Only God Knows Why | 1999 |
Daft Punk | One More Time | 2000 |
Uncle Kracker | Follow Me | 2000 |
Maroon 5 | She Will Be Loved | 2004 |
Lil Wayne ft. T-Pain | Got Money | 2008 |
Lady Gaga ft. Space Cowboy & Flo Rida | Starstruck | 2008 |
Pro und Contra: Zwischen Stilmittel und Unnatürlichkeit
An Autotune scheiden sich die Geister. Während der moderate Einsatz der automatischen Tonhöhenkorrektur oft gar nicht bemerkt wird, stößt insbesondere die extreme Verzerrung von Gesangsstimmen auf teils heftige Kritik. Je nach Genre unterliegt der Effekt zudem einer anderen Bewertung: Im Rockbereich gilt Autotune weitgehend als verpönt (wenngleich es trotzdem eingesetzt wird), im Hip-Hop hat es sich als Stilmittel längst etabliert. Zwischen Gegnern und Befürwortern entzündet sich Streit darüber, wie artifiziell Musik klingen sollte.
Fakt ist, dass die Popmusik-Produktion seit jeher die technischen Möglichkeiten auslotet und Soundeffekte sowohl für Instrumente als auch für Stimmen wirkungsvoll einsetzt. Autotune ist hier nur ein Mittel von vielen. Problematisch wird es, wenn eine korrigierte oder verzerrte Stimme in der allgemeinen Wahrnehmung an die Stelle der wirklichen, unkorrigierten Stimme rückt. Pop-Künstlerinnen wie Taylor Swift oder Lady Gaga, die mitten im Autotune-Zeitalter berühmt wurden, mussten damit leben, dass ihre Songs und Alben nicht ihre natürlichen Stimmen widerspiegelten.
Erst in jüngerer Vergangenheit steigt wieder das Bewusstsein für mehr Natürlichkeit in der Popmusik. Viele Hörer und auch Künstler beklagen nämlich eine Autotune-Übersättigung und wünschen sich mehr Nahbarkeit und Authentizität. Vermutlich hat dies auch den Erfolg von Bands wie AnnenMayKantereit und die Renaissance der Musik-Dokus begünstigt. Dass die Tonhöhenkorrektur weiterhin Teil der Studioproduktion bleiben wird, steht außer Frage – in welchem Maß, das ist jedoch nicht abzusehen. Letztlich werden Tracks mit und ohne Autotune sowie andere Effekte wie seit jeher unterschiedliche Geschmäcker und Genre-Erwartungen bedienen.
Lesetipp: Eine andere, sehr umstrittene Produktionspraxis ist die dynamische Kompression. Der Dynamic Range Day richtet sich gegen den „Loudness War“.
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Fazit zum Thema Autotune
- Mit Autotune wird die digitale, automatische Tonhöhenkorrektur bezeichnet.
- Für den Autotune-Effekt werden die Vocal-Frequenzen so stark verändert, dass ein verzerrter Klang entsteht.
- Der Effekt hat seit 1998 massive Verbreitung in der Popmusik gefunden. Inzwischen wird die Kritik daran immer lauter und es ist eine Bewegung hin zu mehr Natürlichkeit erkennbar.
Weitere Lesetipps: Erfahre in unserem Blog, wie du selbst Musik aufnehmen kannst und wie du dein Mikrofon richtig einstellst.
Titelbild: Matt Butsford via Unsplash. Unsplash License.