The Art of Sound: Ein Einblick in außergewöhnliche Klangwelten

Die Kunst der Tonmalerei und Soundcollagen eröffnet völlig neue Klangerlebnisse. Ob ein in Lichtprojektionen transformierter Song oder Ping-Pong-Bälle als Drum-Maschine: In der Welt der Audiokunst ist alles möglich. Klangkünstler experimentieren mit Ton und Bild und sorgen für erstaunliche Hör- und Seherfahrungen.

Was ist Klangkunst?

Klangkunst beziehungsweise Sound-Art ist eine Kunstform, die die Grenzen zwischen Musik und bildender Kunst sprengt. Dabei bedient sie sich nicht nur der musikalischen Klänge eines Instruments oder eines Gesangs, sondern experimentiert auch mit Geräuschen aller Art. Das Rattern einer U-Bahn, Mikrofon-Rauschen oder der Flügelschlag eines Kolibris: Für kein Alltagsgeräusch sind sich Soundkünstler zu schade. Wer einmal dem Gesang eines Wals oder dem schaurigen Knacken und Knarzen eines Eisbergs gelauscht hat, staunt, welche unglaublichen Töne die Umwelt bereithält.

Soundkünstler erkunden alle denkbaren akustischen Phänomene und machen für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbare Klänge erfahrbar, indem sie diese beispielsweise tausendfach verstärken oder in Bilder übersetzen. Sie machen Dinge hörbar, die in der lauten Welt des Straßenverkehrs und der Einkaufspassagen untergehen. Neue Töne entstehen aus Synthesizern und Computerprogrammen. Als Zuhörer und Zuschauer kann man sich mit Sound-Art eine ganz neue Erlebniswelt erschließen.

Der Begriff Klangkunst wurde in den 1950er- und 1960er-Jahren geprägt, als Künstler der Fluxus- und Happening-Bewegung die performative Qualität von Musik entdeckten und Klang und Bild in provozierenden Live-Auftritten vereinten. Zeitgleich schufen Anhänger der Musique concrète – wie etwa Karlheinz Stockhausen – aus Geräuschen, die sie zuvor auf Tonband aufgenommen und verfremdet hatten, gewagte Soundcollagen und beeinflussten damit auch spätere Strömungen der elektronischen Musik. Sowohl bildende Künstler als auch Musiker knüpften an die intermedialen Experimente avantgardistischer Gruppen zu Beginn des 20. Jahrhunderts an. Schon damals hielten Dadaisten und Futuristen das Musikverständnis ihrer Zeitgenossen für überholt. Sie legten Geige und Flöte beiseite, um sich stattdessen den Geräuschen der Großstadt zu widmen.

Oftmals erkunden Sound-Art-Künstler Ton und Bild im Zusammenspiel mit Raum und Zeit. Töne brauchen schließlich einen Raum als Resonanzkörper, um erfahrbar zu sein. Die Abfolge von Tönen folgt einem bestimmten Rhythmus und einer Zeitstruktur. Auch die bildende Kunst konzentriert sich schon lange nicht mehr allein auf statische Gemälde und Skulpturen. Audiokünstler arbeiten gerne mit szenischen Performances, Klanginstallationen oder Medien wie Video, Computer und Internet. Klangskulpturen, interaktive Computerspiele und Live-Auftritte können im Museum, in Galerien und auf Festivals wie auf dem CTM in Berlin oder der Ars Electronica in Linz bestaunt werden. Viele sind auch im Netz abrufbar oder als Radio-Hörspiel verfügbar.

Sound-Art tastet sich an die Grenzen des Wahrnehmbaren und Darstellbaren heran, hinterfragt Seh- und Hörgewohnheiten, erforscht das räumliche, körperliche und psychoakustische Empfinden und reflektiert gesellschaftliche Dimensionen. Ob in einer immersiven Video-Installation oder im Web: Als Rezipienten bietet uns Sound-Art die Möglichkeit, Klang neu zu erfahren.

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Audiokunst und ihre Vielfalt: Klanginstallation, Performance und Computermusik

Sound-Art bedient sich einer breiten Palette an Ausdrucksformen. Eine beliebte Spielart sind Klangskulpturen. Sie erklingen, sobald sie mechanisch oder elektrisch in Bewegung gesetzt werden, und bieten zugleich visuelle Reize. Bei Klanginstallationen sind Ort und Setting besonders bedeutsam. Geräusche und Musik erklingen von Tonträgern, die den Raum füllen. Tolle Kunstwerke entstehen durch Videoaufnahmen oder Lichtprojektionen, die den Rhythmus des Klangs aufgreifen oder ihn kontrastieren. Ein Beispiel hierfür ist die Gemeinschaftsarbeit SKALAR – reflections on light and sound des Medienkünstlers Christian Bauder und des Musikers Kangding Ray, die während des CTM Festival in einem ehemaligen Berliner Heizkraftwerk ausgestellt wurde.

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Noch mehr Kunstgattungen verbinden sogenannte Klangperformances. Gegenwartskünstler beziehen von gesprochener Sprache über Malerei bis hin zu Videokunst alle erdenklichen Ausdrucksformen ein. Situation, Setting und die physische Präsenz stehen hierbei im Vordergrund. Oft treten die Künstler selber auf oder andere Performer agieren in einem vorgegebenen Setting. Letzteres ist in Christian Möllers Arbeit Electro Clips der Fall. In dieser bewegt sich der Tänzer Stephen Galloway über eine mit Fotosensoren ausgestattete Bühne. Die lichtempfindlichen Sensoren sind mit einer Audioanlage verbunden. Der Tänzer lenkt also durch seine Moves das Licht- und Soundspiel.

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Computer und Internet eröffneten der Klangkunst viele neue Perspektiven. Eine davon ist die Interaktion mit Zuschauern beziehungsweise Zuhörern. Diese können an einer Sound-Performance mitwirken, in eine Installation eingreifen oder sich am heimischen PC auf neue Hör- und Seherlebnisse einlassen und in Echtzeit am Kunstwerk teilhaben. Ein Beispiel hierfür ist das Webprojekt *OOT* (out of tune). Interessierte können hierbei eine Website aufrufen, die wie ein Musikstreaming-Dienst Usern Song-Empfehlungen gibt. Die Musiksuche generiert ein grafisch dargestelltes Netz aus Datenpunkten, an denen Infos zu Genres und Interpreten hinterlegt sind. Das erleichtert es, neue Musik zu entdecken, und macht den Auswahlprozess des Empfehlungsalgorithmus transparenter.

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Seit es Klangkunst gibt, spielen in dieser auch die jeweils aktuellen Medien eine Rolle. Ob Schallplatte, Tape oder MP3-Format: Tonträger und Abspielgeräte werden in das Kunstwerk eingespannt. Der für die Rezeption von Audiokunst im Museum oder am heimischen PC so wichtige Lautsprecher ist unverzichtbar und oft Teil einer Klangskulptur oder -installation.

Das polnische Medienkunst-Kollektiv panGenerator beschäftigt sich beispielsweise mit dem Zusammentreffen von digitalen und analogen Tonträgern. Der von ihnen erfundene APPARATUM reproduziert das Knattern eines Magnetbandes und ist über ein digitales Display steuerbar. Schaltfläche und rotierende Bänder sorgen zudem für ein visuelles Erlebnis.

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Soundbastler aus Popmusik und Kunst

Sound-Art und Popmusik beeinflussen sich gegenseitig. Kein Wunder, dass einige Soundkünstler auch in Clubs als DJs auflegen. Bereits in den 1960er-Jahren streuten die Beatles und Frank Zappa Geräusche oder Interviewaufnahmen in ihre Songs ein. Auch die Sängerin Björk arbeitete für ihr Album Vespertine mit Elektro-Musikern zusammen und überließ Ping-Pong-Bällen, schlürfenden Absauggeräten und knirschendem Schnee die Drumloops.

Klangeffekte sind vermehrt seit den 1970ern en vogue. Synthesizer und neue Studiotechnik ermöglichten es, ganz ohne klassisches Musikinstrument neue Klänge zu produzieren, Stimmen zu verzerren und in einem Delay nachhallen zu lassen. Das läutete auch das Zeitalter von Techno und anderer elektronischer Musik ein. Die komplette Tastatur an Klangeffekten bedienten vor allem Psychedelic Rock- sowie Krautrock-Bands. Rapper machten mit gescratchten Schallplatten und Samples Audioeffekte massenkompatibel. Spätestens mit David Guettas Dance-Tracks ist auf diese Weise auch ein kleines Stück Audiokunst in den Charts angekommen.

Die computergenerierten Klänge von Florian Hecker fordern den Gehörgang stärker heraus. Magisch oder gespenstisch könnte man die auf einem selbst programmierten Algorithmus basierenden Töne bezeichnen, die bisweilen in die Magengrube gehen.

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Wie klingt das Erbgut des Menschen oder ferne Galaxien an? Auch der Klangkünstler Ryoji Ikeda setzt auf Digitales. Am Computer wandelt er gigantische Datenmengen aus medizinischen Studien oder der NASA-Forschung in pulsierende Licht- und Soundinstallationen um. Man staunt, wie poetisch DNA-Strukturen und Zahlencodes klingen und aussehen können.

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Auch der Musiker Jonathan Dagan gehört zu den Tüftlern unter den Soundkünstlern. Er setzt jedoch lieber auf analoges Gemüse und landete einen YouTube-Hit. Seither ist er als Künstler bekannt, der verkabelte Auberginen, Champignons und Tomaten zum Klingen bringt. Aus diesem Grünzeug bastelte er nämlich einen Synthesizer und schuf eine erstaunlich gute Interpretation des Songs Teardrop von Massive Attack.

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Unverfälschte Klangkunst mit Teufel-Lautsprechern

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Titelbild: fibreman – the sound of one mouth laughing, Quelle: Flickr.com. Lizenz: CC BY 2.0.

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Autor:in

Teufel Blog Redaktion

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