Lautsprecher Teufel Technik in der Kaier-Willhelm-Gedächtniskirche

Phantome in der Kirche: Wie acht Teufel Subwoofer eine Orgel unterstützen

Eine Orgel verbinden die meisten automatisch mit Kirchengebäuden, denn dort findet man sie eigentlich immer. Aufgrund der Größe und Anzahl der Orgelpfeifen und der notwendigen Technik zur Lufterzeugung hätten Orgeln auch kaum anderswo so richtig Platz und vermutlich auch nicht die benötigte Klangbühne. Doch was tut man, wenn die Orgel noch nicht tief genug spielen kann, aber kein Platz zum Ausbau vorhanden ist? Diese Frage stellte sich in Berlins berühmter Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und die Lösung kam von einem direkten Nachbarn des „Hohlen Zahns“, nämlich von Teufel. Die Teufel Blog-Redaktion war vor Ort und hat sich das ungewöhnliche Projekt angesehen.

Update vom April 2019: Die zweite Phase der Hybridorgel-Erweiterung – Gastbeitrag von Christoph Klug, Leiter des Projekts und Elektronik-Ingenieur bei Teufel

Die Gedächtniskirche in Berlin: Jetzt mit Klang-Unterstützung durch Teufel Subwoofer

Nachbarschaftshilfe durch Hardware und Know-how

Die zündende Idee kam genauer von Christoph Klug (Projektleiter und Elektronik-Ingenieur) und Massimo Petriaggi (Akustik-Ingenieur), beide bei Lautsprecher Teufel normalerweise mit Elektronik und Akustik unserer Soundanlagen beschäftigt und beide in ihrer Freizeit Orgelspieler. Sie haben auf einem Podest an der Rückseite der Orgel acht Teufel Subwoofer installiert und klanglich auf die Orgel abgestimmt.

Phantome in der Kirche: Die Subwoofer haben ihren Platz hinter der Orgel.

Die von Teufel übrigens gespendeten Subwoofer sorgen nun unsichtbar für Besucher für das nötige Orgel-Bassfundament. Echte Phantome eben.

Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft (li.) bedankt sich bei Sascha Mallah (CEO Teufel) für die großzügige Spende.

Die Orgel in der Gedächtniskirche

Perfekt in die Architektur integriert: So bekommen die meisten Besucher die Orgel zu sehen.

Die klassische Orgel gilt als eines der größten und ältesten Musikinstrumente. Doch im Prinzip besteht eine Orgel aus einer schier unglaublichen Anzahl an einzelnen Instrumenten, den Orgelpfeifen. Jede davon erzeugt unterschiedliche Töne. Bedient werden sie zentral von dem sogenannten Spieltisch, der entfernt an ein Klavier erinnert.

Der Spieltisch der Orgel, erweitert mit Midi-Soundmodulen

Ursprünge der Orgel sind seit der Antike bekannt und haben sich besonders im Barock und zur Zeit der Romantik zu ihrer heutigen Bauform und Funktionsweise entwickelt.

Orgel-Funfact: Das Orgelspiel war bei den antiken Olympischen Spielen eine eigene Disziplin.

Immaterielles Kulturerbe der Menschheit

Der deutsche Orgelbau und die Orgelmusik sind inzwischen Immaterielles Kulturerbe der Menschheit der UNESCO. Mit etwa 50.000 Orgeln gibt es in Deutschland die größte Verbreitung dieses Instruments weltweit. Es existieren noch 400 Orgelbau-Firmen in Deutschland.

Die Orgel im Schnell-Check

In der Gedächtniskirche wurde die Orgel von Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke GmbH schon in den frühen 1960er Jahren erbaut. Vor der Integration der Subwoofer hatte die Orgel im untersten Tieftonbereich allerdings Schwächen. Ein möglicher traditioneller Ausbau durch entsprechende Orgelpfeifen konnte aus Denkmalschutzgründen nicht umgesetzt werden. Die neue Lösung war daher die Installation von acht S-6000-Subwoofern aus dem Teufel Sortiment.

S 6000 Teufel Subwoofer
Der Subwoofer S 6000: Acht dieser Geräte wurden zur Tiefton-Erweiterung in der Gedächtniskirche installiert.

Der S-6000-Subwoofer bietet einen fast doppelt so großen Bassreflexkanal wie normale Geräte und somit weniger Verzerrungen im Grenzbereich. Zugleich hat er eine extrem rauscharme und effiziente Endstufe für klarere Pegel und weniger Stromverbrauch. Die Orgel wurde durch die technische Erweiterung zu einer Hybridorgel.

Prof. Seifen (UdK) erklärt den Teufel Kollegen anschaulich Details der Orgel.

Die acht Tieftöner bekommen nun die Bässe aus zuvor aufgezeichneten Soundsamples, technisch erzeugt durch Ahlborn Midi-Soundmodule mit nachgeschalteten digitalen Frequenzweichen und Verstärkern von Church & Sound, einer ebenfalls in Berlin ansässigen Spezialfirma. Wolfgang Seifen, Professor für Liturgisches Orgelspiel und Orgel-Improvisation an der Universität der Künste (UdK), unterstützte die klangliche Intonation der Midi-Soundmodule.

Video über das gemeinsame Projekt von Gedächtniskirche und Teufel

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Das Interview mit den Teufel Soundtüftlern

Christoph Klug (mit Mikro) erklärt unterhaltsam die technische Seite des Projekts.

Teufel Blog Redaktion: Christoph und Massimo, wie kam es eigentlich zu dem gemeinsamen Projekt von Teufel und der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (nachfolgend: KWGK)?

Antwort: Die KWGK veranstaltet – gar nicht altbacken – einmal im Jahr  eine spezielle Gottesdienstreihe mit Jazz-Musik. Diese Reihe heißt „In Spirit“ bzw. „Psalmtöne“ und wird mit einer großen Open-Air-Konzertveranstaltung unter Mitwirkung von etlichen Bands und Musikensembles eröffnet.  Aus unserem Teufel Office im Bikini Berlin mit direktem Ausblick hinüber zur KWGK bekommt man so etwas natürlich mit.

Blick von der Terrasse bei Teufel auf die Gedächtniskirche.

So sind wir zufällig beim Biertrinken nach Feierabend mit Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft ins Gespräch gekommen. Er berichtete von der Notwendigkeit, die große Pfeifenorgel der Kirche mit leistungsfähigen Subwoofern zu erweitern. Spontan kam der Gedanke auf, eine „nachbarschaftliche Unterstützung“ zu initiieren.

Teufel Blog Redaktion: Wie sah die technische und klangliche Situation in der KWGK vor dem Projekt aus und welche Defizite im Klangbild der Orgel habt ihr festgestellt, die wegen des Denkmalschutzes nicht auf anderem Weg als mit Elektronik lösbar waren?

Antwort: Die Pfeifenorgel mit 63 Registern, 4 Manualen und Pedal wurde von Orgelbau Schuke mit einer neuen Setzeranlage zur Steuerung der Register ausgestattet. Die Setzeranlage ermöglicht besonders beim Konzertbetrieb die Programmierung und Abrufung der vielfach stattfindenden Klangfarbenwechsel. Durch spezielle Oktavkoppeln, welche bei Aktivierung auch höhere Pfeifentöne hinzufügen, wird das Klangbild der Orgel hell und festlich strahlend.

Ganz viele Orgelpfeifen müssen klanglich abgestimmt werden.

Doch noch fehlte ein ausgleichendes Klangfundament im Tieftonbereich der Orgel. Die Hinzufügung von großen 32-Fuß-Pedalpfeifen war jedoch aus platz- und denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich. Denn die von Architekt Egon Eiermann geschaffene Raumarchitektur der KWGK mit den lichtdurchflutenden blauen Fenstern darf nicht durch zusätzliche Einbauten verändert werden. Auch der Orgelprospekt, also die Ansicht der Orgel, sowie der mögliche Blick durch die Orgel hindurch auf die blauen Rückwandfenster der Kirche wurde vom Architekten mitgeplant.

Als Lösung für einen tieftonoptimierten Orgelklang mit der gewünschten Gravität wurde eine Erweiterung mit digitalen Klangregistern realisiert, diese werden nun über sehr leistungsfähige Subwoofer wiedergegeben.

Wieso der S-6000-Subwoofer besonders geeignet ist

Teufel Blog Redaktion: Welche Subwoofer wurden dafür eingesetzt und warum haben ihr euch gerade für diese Auswahl entschieden?

Antwort: Für diese spezielle Lautsprecherinstallation haben wir acht S 6000 THX Subwoofer ausgewählt. Das akustische Design dieser Subwoofer erfolgte durch Massimo, das Elektronikdesign hat Christoph eingebracht. Interessanterweise sind wir beide auch aktive Organisten, so war es uns natürlich ein besonderes Anliegen, gerade diese Subwoofer für das „nachbarschaftliche Projekt“ in der KWGK anzuwenden.

Vorgabe von Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft und von Titularorganist Prof. Wolfgang Seifen war eine Abbildung des tiefsten Frequenzbereichs bis etwa 16 Hz für die realistische Wiedergabe. Diese tiefen Töne hört man nicht mehr, man spürt sie mit dem ganzen Körper.

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Teufel Blog Redaktion: Eine weitere strenge Vorgabe war ja, dass der analoge Pfeifenklang von der Orgel und die elektronische Unterstützung durch Teufel Subwoofer sich im Klangbild nicht unterscheiden. Wie habt ihr das umgesetzt?

Antwort: Für die Platzierung der Subwoofer wurde eine kleine Plattform auf der Empore hinter der Orgel genutzt. Hier arbeiten die acht S-6000-Subwoofer als leistungsstarkes Tiefton-Array.

Im Gegensatz zur effektbetonten, dynamischen Filmmusik ist Orgelmusik im Bassbereich eher statisch. Typisch beim Pedalspiel sind lange anhaltende Orgelpunkte, also über längere Zeit permanent wiedergegebene Basstöne. Diese erzeugen eine sehr hohe thermische Belastung. Durch die Arbeitsteilung bei der Tieftonwiedergabe auf acht verfügbare Subwoofer wird diese Gefahr der Wärmeentwicklung gesenkt.

Durch Ansteuerung der Subwoofer mit einer digitalen Frequenzweiche wurde der Frequenzgang im Bereich 16 Hz bis 25 Hz für diese spezielle Anwendung angepasst. Die digitale Frequenzweiche kompensiert auch vorhandene Raumresonanzen, und steuert mit Laufzeitanpassung (Delay) einen 400-W-Stereo-PA-Verstärker an. Dieser treibt zwei Satellitenlautsprecher, welche in den beiden äußeren Pedaltürmen der Orgel aufgestellt sind. Diese Lautsprecher bewirken die räumliche Ortung der hinzugefügten digitalen Stimmen.

Teufel Blog Redaktion: Wie werden die digitalen Sounds erzeugt?

Antwort: Zum Einsatz kommen Midi-Soundmodule von Ahlborn. Das sind digitale Sakralorgeln im Schuhkartonformat. Deren Tonerzeugung ist samplebasiert, beruht also auf Tonaufnahmen von Orgelpfeifen. Einige Register dieser Soundmodule wurden zur Ergänzung der Disposition der Pfeifenorgel ausgewählt und dann gemeinsam mit den Kirchenmusikern klanglich an die Pfeifenorgel angepasst und intoniert. Bei den Ahlborn Midi-Soundmodulen können zur Klangintonation etliche Parameter feinjustiert werden. Hierdurch erreichen wir im Kirchenraum das gewünschte lebendige Zusammenwirken von Sample- und Pfeifenklang.

Massimo konnte bei der Klangintonation seine frühere berufliche Expertise als Sounddesigner bei einem führenden italienischen Digitalorgelhersteller einbringen. Christoph offerierte seine praktischen Systemkenntnisse, gewonnen bei einer vergleichbaren Referenz-Klanginstallation in der Liebfrauenkirche in Hildesheim. Zusätzlich haben wir ein Rodgers Midi-Synthesizer-Klangmodul bereitgestellt. Dieses erzeugt beispielsweise Cembalo- und Glockenklänge, aber auch abgefahrenere Synthesizer-Sounds.

Auch diese optionalen Klänge werden von den Kirchenmusikern genutzt, sie bilden sehr interessante und ausdruckstarke Solo- und Layersounds im Zusammenspiel mit der Pfeifenorgel.

Teufel Blog Redaktion: Gibt es eigentlich weltweit vergleichbare Projekte oder ist diese Kombination bislang einzigartig?

Antwort: Deutschland verfügt über eine tausendjährige Orgelbautradition. Diese besondere Handwerkskunst wurde jüngst aufgenommen in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes. Klanginstallationen wie bei unserem Projekt in der KWGK bezeichnet man als „Kombinierte Orgel“ bzw. als „Hybridorgel“. Solche Installationen sind in Deutschland noch relativ selten. Jedoch sind sie sehr verbreitet in den USA und in Kanada. Die dortige, jüngere Pfeifenorgelbautradition nutzt erfolgreich bedeutende lokale Erfindungen wie die elektrische Traktur (Steuerung der Pfeifenventile mit elektrischen Schaltungen) und die elektronische Orgel.

Hörprobe für interessierte Berliner und Gäste

Teufel Blog Redaktion: Wann und wo können sich denn Besucher selbst ein Urteil vom neuen Klang bilden?

Antwort: Die Klanginstallation wird nun regelmäßig bei den Gottesdiensten und Konzerten in der KWGK eingesetzt. Informationen über aktuelle Orgel- und Chorvespern sind auf der Website der Gedächtniskirche zu finden.

Impression aus der Gedächtniskirche

Teufel Blog Redaktion: Das klingt spannend! Christoph und Massimo, vielen Dank für das Gespräch! Wir bleiben auch bei den neuen Ausbaustufen dran.

Lesetipp: Mehr über das Instrument Orgel (Ausführungen, Akustik, Geschichte) auf Wikipedia

Kooperation mit Bauer-Music für Aufbau einer eigenen digitalen Hybrid-Orgel

Wer schon einmal darüber nachgedacht hat, eine eigene Orgel aufzubauen, kann sich auch an uns wenden, denn Lautsprecher Teufel unterhält auch eine B2B-Kooperation mit dem bekannten Musikhaus und Onlinehändler Bauer-Music aus Heusenstamm-Rembrücken bei Frankfurt am Main.

Bauer-Music verfügt über langjährige Erfahrungen bei der Installation von Digitalen Sakralorgeln im privaten häuslichen Bereich, in Ausbildungsstätten sowie in Kapellen und Kirchen: Auch bei diesen Installationen werden sehr gute Klangresultate durch den Einsatz von Teufel Subwoofern und Teufel Satelliten Lautsprecherkomponenten erzielt.

Linktipp: Website von Bauer-Music

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Fazit

  • Da die Orgel der Berliner Gedächtniskirche baulich nicht erweitert werden konnte, wurden stattdessen 8 Teufel Subwoofer installiert.
  • Die Subwoofer wurden so in das Klangbild der Orgel integriert, dass eine Unterscheidung zwischen analogem und digitalem Klang nicht möglich ist.
  • Durch Midi-Soundmodule von Ahlborn und aufgezeichnete Tonsamples werden die Subwoofer beim Spielen der Orgel integriert.

Bildrechte: Teufel (alle), außer Außenaufnahme Kirche von Sebaso (eigenes Werk)

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  1. Reinhard
    31. Mai. 2018, 20:02

    Da hält Teufel sogar in der Kirche Einzug. (:

    Das lässt sich sicher ausbauen, statt den drögen Lautsprecherleisten an den Säulen ein paar schicke Cubycons etc.

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Teufel Blog Redaktion

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