First Ladies of Sound: Martha Jean “The Queen” Steinberg

Martha Jean Steinberg, von ihren Fans liebevoll auch „The Queen“ genannt, war in den 1950er Jahren eine Pionierin des Radios. Sie förderte mit ihren Radiosendungen nicht nur erstmalig afroamerikanische Künstlerinnen und Bands, sondern stärkte durch ihre Sendungen auch das Selbstbewusstsein unzähliger afroamerikanischer Frauen und Männer. Erfahre in unserem Blog mehr über die Radiolegende, die sich mit kraftvoller Stimme für gegenseitiges Wohlwollen, Frieden und Fortschritt aussprach.

Die Anfänge als Radiomoderatorin

Zu Beginn der 1950-er Jahre zählte der Radiosender WDIA in Memphis/Tennessee zu den ersten Sendern, der afroamerikanischen Frauen und Männern eine Bühne bot. Auch das gesamte Programm des Senders rückte erstmalig in den USA die afroamerikanische Community in den Fokus. Der Slogan: „The Heart & Soul of Memphis“.

Die heutige Downtown von Memphis

Der damalige Programmdirektor David James bot Steinberg, die 1954 den zweiten Platz bei einem Talentwettbewerb des Senders belegt hatte, einen festen Sendeplatz am Wochenende an. WDIA wollte die Frauenquote erhöhen und das Programm thematisch erweitern. Martha, bereits 3-fache Mutter, hatte zuvor als Krankenschwester gearbeitet und war zunächst wenig von sich überzeugt, bereit für diesen Job zu sein: sie konnte kaum rechnen, ihre Grammatik hielt sie selbst für zu schwach und in der Audio-Branche stand sie als afroamerikanische Frau auch vor einigen Herausforderungen. 

Doch ganz im Stile der späteren Radio-„Queen“ überwand sie alle Hindernisse und ging on air.  Martha machte sich mit diesem Schritt zu einer Pionierin des afroamerikanischen Radios. Bald gestaltete sie bereits die Richtlinien des Senders WDIA mit, begann ihre beeindruckende Radiokarriere und eroberte schnell die Herzen vieler Radio-Fans.

Beim Radiosender WDIA

Die Radiostation WDIA spielte im Leben von Martha Jean Steinberg eine große Rolle. Daher lohnt es sich, die Geschichte dieses Radiosenders zu kennen. 1947 ging der Sender on air und verbreitete sein Programm von nun an mit einem kleinen Sender von 250 Watt. Gespielt wurde eine Mischung aus Country und gefälligen Pop. Der Sender bediente zunächst nur eine Randklientel. Im Laufe seines Bestehens traten Aktivisten wie DJ Nat D. Williams bei dem Sender in Erscheinung. Williams richtete seine Botschaft in Sendungen wie „Brown America speaks“ ab 1948 an die afroamerikanische Gemeinschaft und verschaffte dem Sender so einen prägendes politisches und soziales Image.

WDIA war nicht nur einer der ersten Radiosender des Landes, der Afroamerikanische Künstlerinnen und Künstler auf Sendung brachte, er war auch eine der wichtigsten Stationen in Martha Steinbergs Leben. Als echte Pionierin des Radios in der Neuzeit, beeinflusste Steinberg sowohl dieses Medium als auch das Bewusstsein der Afroamerikanerinnen im Allgemeinen. Bei einem Wettbewerb, den der Sender ausrichtete, wurde Steinberg als zweite Moderatorin ausgewählt. Programmdirektor David James besetzte mit ihr zunächst die Wochenendschicht. Steinberg blieb bei WDIA bis in die frühen 1960er Jahre. Sie kam so mit afroamerikanischen Stars der damaligen Popmusik in Kontakt. Ihre Musikauswahl orientiere sich anfänglich aber stark am Gospel.

Martha & Detroit

Martha Steinberg hatte eine ganz besondere Verbindung zu der Stadt Detroit. Detroit, damals wie heute auch „Motor City“ genannt, war in den 1960-ern eine der aufregendsten Metropolen in den USA. Davon angezogen, zog Martha Steinberg 1963 nach Detroit, wo sie zuerst beim Sender WCHB und dann in den späten 1960-er und 1970-er Jahren bei WJLB zu hören war. Später veranstalte Steinberg ein Call-In-Programm namens „Buzz the Fuzz“, um die Beziehungen zwischen der afroamerikanischen Gemeinde und der Polizei von Detroit zu verbessern. Martha wurde das soziale Engagement quasi in die Wiege gelegt und Zeit ihres Lebens verstand sie sich als Stimme der Arbeiterbewegung. Ihr legendärer „blue collar worker salute“ (sinngemäß: Gruß an die Menschen im „Blaumann“, also in Arbeitskleidung) wurde bald ihr Markenzeichen.

Motor City Detroit heute

Bei den Detroit-Unruhen blieb Martha 48 Stunden on air

Die Detroit-Unruhen im Jahr 1967 gelten als eine der größten Rassen-Unruhen in der Geschichte der USA. Auslöser dieser Ereignisse war nach den Überlieferungen eine Polizeirazzia am 23. Juli 1967 in einer Bar, die wie viele Geschäfte zwar keine Ausschankgenehmigung besaß, aber an diesem Tag die Rückkehr von überwiegend afroamerikanischen Soldaten aus dem Vietnam-Krieg feierte. Der Widerstand gegen die Schließung wird heute in vielen Quellen als Auflehnung gegen überharte Polizei-Maßnahmen verstanden. Die Unruhen dauerten infolgedessen etwa fünf Tage an. Insgesamt kamen über 43 Menschen ums Leben, 1189 Menschen wurden verletzt und über 7000 weitere wurden inhaftiert. Während der Detroiter Unruhen blieb Steinberg 48 Stunden lang auf Sendung und forderte die Menschen immer wieder dazu auf, ruhig und von den Straßen fernzubleiben. Sie trug so effektiv dazu bei, die Unruhen zu entschärfen. Ihr Engagement brachte ihr Zeit ihres Lebens Bewunderung und Respekt ein.

Lesetipp: Die Musikgenres RnB und Soul sind eng mit der Bürgerrechtsbewegung in den USA verbunden. Erfahre mehr in unserem Blog!

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Awards und Auszeichnungen

  • Die „Queen“ wurde im Laufe ihres Lebens mit mehreren Auszeichnungen und Preisen geehrt. So wurde ihr von der Wayne State University School of Social Work alumniy die Auszeichnung zur US-Bürgerin des Jahres für ihre außergewöhnlichen Verdienste um die Gemeinschaft verliehen.
  • Ebenso wurde sie mit Michiganian of the Year Award ausgezeichnet. Diese Ehrung wird von Detroiter Zeitungslesern in Anerkennung für Beiträge und Artikel, die zur Verbesserung des Lebens in Michigan beitragen, empfohlen.
  • Martha Steinberg war später außerdem als Pfarrerin und Gründerin des überkonfessionellen „Order of the Fisherman Ministry“ aktiv und galt als Spiritualistin.
  • Im Jahr 1998 erfolgte die Aufnahme in die Michigan Women’s Historical Center and Hall of Fame sowie in die Rock and Roll Hall of Fame.
  • 2017 wurde sie in die Rhythm and Blues Hall of Fame aufgenommen.

Weiteres Wirken

1972 wurde Steinberg ordinierte Pfarrerin und gründete eine Kirche mit dem Namen „Home of Love“. 1982 kaufte sie zusammen mit mehreren Partnern einen AM-Sender in Detroit. Martha kaufte den Sender im Jahr 1997 komplett auf und blieb bis zu ihrem Tod drei Jahre später der Star unter den Moderatoren. Ihr Einfluss auf den Sender und seine Hörerschaft war so groß, dass WQBH noch jahrelang nach ihrem Tod tägliche Aufzeichnungen der Sendungen der „Queen“ ausstrahlte. Martha Jean „die Königin“ starb am 29. Januar 2000. Ihre letzte Ruhestätte ist auf dem Elmwood-Friedhof in Detroit.

Titelbild: ©IMAGO (bestimmte Rechte vorbehalten)
Bild1: Photo by Joshua J. Cotten on Unsplash
Bild2: Photo by Ian Kiragu on Unsplash
Bild3:Photo by Doug Zuba on Unsplash

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