Industrial Designer Erik und Elektro-Ingenieur Jonathan, zwei der kreativen Köpfe bei Teufel hinter dem neuen Bluetooth-Speaker MYND, geben uns im Interview spannende Einblicke in dessen Entwicklung. Sie erklären, wie der MYND nicht nur durch seine Langlebigkeit überzeugt, sondern auch durch seine Open-Source-Philosophie, die es ermöglicht, den Lautsprecher nach eigenen Vorstellungen anzupassen.
Je länger der Speaker genutzt wird, desto kleiner sein Einfluss auf die Umwelt.
Teufel Blog: Erik & Jonathan, bitte stellt euch und eure Rolle bei der Entwicklung des MYND kurz vor …
Erik: … Gerne! Ich bin Industrial Designer und ich bin für die Produktgestaltung und Umsetzung zuständig. Also von der ersten Idee bis hin zum finalen Produkt begleiten wir das Projekt …
Jonathan: … und ich habe als Elektro-Ingenieur dieses Projekt von Anfang an mit betreut. Also, vom groben ersten Prototyping bis zu den finalen Komponenten und PCB-Layout [Abkürzung für printed circuit board; die Leiterplatte]
Teufel Blog: Der MYND ist ein Produkt, welches mit besonderem Fokus auf eine lange Nutzungsdauer entwickelt wurde. Was macht den MYND so langlebig?
Erik: Die Grundidee des MYND ist es, dass es ein nachhaltiges Produkt ist. Je länger der Speaker von Kundinnen genutzt wird, desto kleiner wird sein CO² Fußabdruck, also sein Einfluss auf die Umwelt. Daher ist es uns sehr wichtig gewesen, dass der MYND Speaker generell sehr gut zu reparieren ist. Nutzer ohne größere Fachkenntnisse können die Batterie sehr einfach tauschen, hierzu gibt es dann auch das passende Tutorial. Welche Technologie in der Zukunft zum Standard wird, kann man heute nur schwer erahnen, aber wir versuchen auch darauf zu reagieren und wollen den Kunden in Zukunft mit den passenden Bauteilen versorgen.

Jonathan: Aus Sicht der Elektronik sind es mehrere Faktoren, die dem MYND zu einem möglichst langen Leben helfen. Bei Portables sind es meist die Batterien, die nach einigen Jahren den Geist aufgeben und ein Produkt bestenfalls zu einem Dasein am Ladegerät zwingen und schlimmstenfalls in den Müll wandern lassen. Dass diese ausgetauscht werden kann, ist der erste Faktor, der den MYND sehr zukunftssicher macht. Alle elektronischen Bauteile von MYND sind von namhaften Herstellern und als Baugruppe oder sogar einzeln austauschbar, was Reparaturen sehr einfach macht, selbst wenn mal etwas kaputtgeht.
Teufel Blog: Welche Aspekte muss der MYND für eine positive Lebenszyklusbewertung (LCA) erfüllen?
Erik: Die richtige Wahl der Materialien, diese sollten aus einem recycelten Kreislauf stammen oder diesem zugeführt werden können. Die Konstruktion und somit auch das Design sollte sich auf das wesentliche fokussieren, also nicht zu viel unnötige Features mit sich bringen, denn je weniger Rohstoffe verwendet werden, desto besser ist der LCA. Wenn die Lifetime des Speakers deutlich erhöht wird, zum Beispiel durch die Reparierbarkeit wirkt sich das auch positiv aus.

Teufel Blog: Wenn ihr ein Produkt wie den MYND entwickelt, denkt ihr eher dann daran, was ihr selbst gerne benutzen würdet oder an das, was Kundinnen und Kunden wollen?
Erik: Es geht beim Produktentwicklungsprozess immer darum, das passende Produkt für die Kunden zu machen und nicht für sich selbst. Der Fokus liegt also ganz klar auf den Bedürfnissen unserer Kundinnen.
Jonathan: Im besten Fall lässt sich beides vereinen. An einem Produkt zu arbeiten, auf das man sich freut, das man selbst besitzen will, ist ein unglaublicher Motivator alles aus dem Produkt herauszuholen. Natürlich sollte man dabei nicht das große Ganze aus den Augen verlieren oder zu detailverliebt zu werden, spätestens die vielen Kolleginnen und Kollegen stehen hierfür immer bereit, die andere Perspektiven bzw. die von anderen Zielgruppen beisteuern.
Mit den veröffentlichten Daten kann der MYND nachgebaut werden.
Teufel Blog: Auch das Thema „Open Source“[sinngemäß übersetzt: offene Quellen] ist beim MYND wichtig. Was bedeutet Open Source bezogen auf Design und Akustik? Kann man bestimmte Teile selbst im 3D-Drucker drucken?
Jonathan: Die Treiber wurden eigens von uns entwickelt, hierfür gibt es daher Ersatzteile nur von Teufel. Aber wenn man stattdessen ähnliche Treiber verwendet, ist es möglich, anhand der von uns veröffentlichten Daten den gesamten Lautsprecher von Grund auf nachzubauen. Die Platinen kann man anhand der PCB-Daten produzieren lassen, die Komponenten im Einzelhandel kaufen und selbst bestücken. In einem 3D Drucker mit genug Druckvolumen und verschiedenen Materialien lassen sich alle Plastikteile drucken und die Software für den MYND stellen wir auch offen zur Verfügung. Also braucht es nur noch eine Handvoll Schrauben und man hat seinen komplett eigenen Speaker bauen. Das akustische Tuning kann man hierbei nochmal mehr nach Belieben anpassen.
Teufel Blog: Musstet ihr bei der Akustik des MYND – bezogen auf seine hohe Reparierbarkeit – Kompromisse eingehen oder harmonieren beide Aspekte?

Erik: Beide Aspekte konnten sich gut miteinander vereinen lassen, aber es hatte uns einige Male vor einige Herausforderungen gestellt. Zum Beispiel der Grill, also das Gitter vor den Treibern, sollte aus Kunststoff gefertigt sein. Die Form und Struktur des Grills hat einen deutlichen Einfluss auf die Akustik.
Teufel Blog: Was können Kundinnen vom Klang des MYND erwarten?
Jonathan: Der MYND ist als Allrounder konzipiert und macht akustisch im Freien, aber auch zu Hause eine sehr gute Figur.

Teufel Blog: Welche Materialien kamen für eine längere Produktlebensdauer zum Einsatz?
Erik: Für die meisten Bauteile verwenden wir einen Kunststoff, welche zu 50 % aus recyceltem Material besteht. Kunststoff lässt sich recht einfach recyceln und wieder zu neuem Kunststoff verarbeiten und die spezielle Kombination aus PC– und ABS-Kunststoff trägt zu einer hohen Langlebigkeit bei. Generell haben wir versucht, auf „unnötige“ Bauteile zu verzichten und somit die Wahrscheinlichkeit, dass etwas kaputtgeht, minimiert.
Teufel Blog: Wie ist es gelungen, dem MYND eine hohe Reparierbarkeit zu ermöglichen?
Erik: Wir haben von Anfang an den Fokus auf die Reparierbarkeit gelegt und das Design und die Konstruktion darauf ausgerichtet. Alle Komponenten sind von vorn erreichbar. Der Aufbau im Inneren ist sehr simpel gehalten und wir haben darauf verzichtet, Komponenten miteinander zu verkleben oder sie in den Kunststoff einzuspritzen. Das Kabelmanagement wurde optimiert und die PCB in ihre Funktionsweisen unterteilt.
Jonathan: Durch den Fokus auf diesen Reparierbarkeit konnten wir bei der Elektronik früh schon viele Entscheidungen in diese Richtung lenken. Das heißt auf technischer Ebene, dass wir nur Elektrokomponenten verwenden, die im Einzelhandel erhältlich sind, und soweit möglich Bauteilarten verwendet haben, die mit handelsüblichem Werkzeug bei einem Defekt ersetzt werden können. Die Untergliederung in mehrere einzelne Platinen bedeutet auch, dass gezielt einzelne Platinen gewechselt werden können und nicht bei einem kleinen Defekt sämtliche Elektronik ausgetauscht werden muss.

Der Fantasie sind hierbei fast keine Grenzen gesetzt
Teufel Blog: Stichwort Second Life: was bedeutet das bezogen auf den MYND?
Erik: Die Kundin kann natürlich dazu angehalten werden, die Kunststoffkomponenten wie das Gehäuse anders zu verwenden. Wir hatten aber den Fokus mehr auf eine gute Recycle-Fähigkeit gelegt.
Jonathan: Aus Sicht eines Makers/Hackers/Nerds ist der MYND eine Goldgrube für Erweiterungen und Umbauten jenseits dessen, was wir uns bei Teufel gedacht haben. Wenn ich den MYND nicht mehr als Bluetooth-Lautsprecher brauchen sollte, kann ich ihn dank Open Source in einen eigenen Streaming-Lautsprecher umbauen. Oder ich baue ein Raspberry Pi mit Effektsimulation ein und verwende ihn als Gitarrenverstärker, oder ein Phonovorverstärker um ihn direkt mit einem Plattenspieler verwenden zu können. Der Fantasie sind hierbei fast keine Grenzen gesetzt, sodass die Grundbausteine von MYND auch noch in Jahrzehnten für Bastler interessant sein werden.
Treibender Entwicklungs-Faktor: Portabilität
Teufel Blog: Der MYND steht für auch einen Speaker, der Musik überall ermöglichen soll. Was bedeutete dieser Use Case für das Design?
Erik: Portabilität war einer der treibenden Faktoren bei der Entwicklung des MYND Speakers. Die Anbringung von Halteschlaufen, also der Straps, ermöglichen es, einen Griff zu haben. In allen vier Ecken des Gehäuses sind Öffnungen vorgesehen, wo ein Schultergurt angebracht werden kann. Auf der Rückseite gibt weitere Öffnungen für andere Anbringungsmöglichkeiten. Portabilität hat also einen sehr großen Einfluss auf das Design, da wir darauf bedacht sind, die unterschiedlichen Ansprüche der Kundin in einem Produkt zu vereinen.

Jonathan: Es bedeutet, dass der MYND den Elementen trotzen muss. Bei einer Poolparty wird er vermutlich nass werden und im Verlauf des Abends sicher er auch einmal fallen gelassen. Und falls jemand vergisst, sein Handy aufzuladen, dient der MYND auch als Powerbank, damit die Party nicht zu früh zu Ende ist.

Teufel Blog: Wo würdet ihr den MYND selbst gerne nutzen?
Erik: Ich würde ihn gerne im Park oder im Garten beim Grill mit Freunden benutzen. Eine gute Poolparty kann ich mir aber auch gut damit vorstellen.
Jonathan: Als Musikliebhaber freue ich mich vor allem darauf, MYND im Freien z.B. beim Segeln zu verwenden. Mit den vielen Festmachpunkten wird es einfach sein, ihn direkt in die Takelage [Masten und Taue] zu hieven und perfekten Sound auf dem ganzen Boot zu haben. Als Nerd freue ich mich aber schon darauf, das Gerät auseinander zu nehmen und gehörig darin herumzuschrauben, mir Zusatzteile 3d zu drucken und mit einem Lötkolben zu schauen, wofür sich das Gerät noch so alles verwenden lässt.
Teufel Blog: Danke für eure Zeit!
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