Simon Ollert, von Geburt an medizinisch taub, war sieben Jahre Profi-Fußballer, bevor er seine Trainer-Laufbahn begann. Mit seiner positiven Einstellung und beeindruckenden Karriere macht er nun anderen hörgeminderten Sportbegeisterten Mut. Wir haben Simon nach seinen Beweggründen gefragt.
Alles ist möglich, wenn man will!
Teufel Blog: Hallo Simon, du hast deine Karriere als Profi-Fußballer u.a. bei der SpVgg Unterhaching mittlerweile beendet und fokussierst dich nun komplett auf den Beruf des Trainers. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Ist sie dir leichtgefallen und was reizt dich besonders am Trainer-Dasein?
Simon: Wegen diverser Verletzungen in den letzten Jahren wollte ich die Gesundheit meines Körpers nicht weiter aufs Spiel setzen und habe mich deshalb dazu entschlossen, meine Profilaufbahn zu beenden. Da ich dem Fußball weiterhin auf jeden Fall erhalten bleiben möchte, will ich es nun als Trainer probieren! Die Entscheidung, mit 24 Jahren aufzuhören ist mir überhaupt nicht leicht gefallen, doch mit Blick auf meinen Körper ist es die richtige Entscheidung. Am Trainer-Dasein reizt mich am meisten die Arbeit mit Menschen. Ich möchte andere Fußballer dazu bewegen, ihr Bestes zu geben, ihre Karriere zu genießen und vor allem sie dazu motivieren, niemals aufzugeben. Denn alles ist möglich, wenn man will!
Teufel Blog: Während deiner Zeit als aktiver Spieler hast du meistens mit beidseitigen Hörgeräten gespielt. Das ist ungewöhnlich für einen Profispieler. Wurden diese speziell dafür angefertigt? Was ist bei diesen Hörhilfen wichtig, damit du sie beim Fußballspielen tragen kannst?
Simon: Nein, meine Hörgeräte waren ganz normale Hörgeräte, die jeder andere auch tragen könnte, da gab es keine Besonderheiten. Wichtig ist generell, dass man die Geduld mit sich selber hat, wenn man sein Hörgerät mal in der Wiese suchen muss, nachdem es rausgefallen ist. :D
Ein Problem der mangelnden Aufklärung
Teufel Blog: Dein Team hatte sich mit der Zeit sicher schon an die Hörgeräte gewöhnt, doch wie reagierten Spieler einer Gegnermannschaft auf die Hörgeräte?
Simon: Anfangs war es für jedes Team schwer sich an mich zu gewöhnen, mit der Zeit wurde es aber immer besser. Die Gegner haben es sowohl gut als auch mal schlecht aufgenommen, weil sie es oft nicht verstanden haben, warum bei mir der Fußball anders ist und ich zum Beispiel den Schiri nicht immer höre. Meiner Meinung nach liegt dieses Problem aber generell an der mangelnden Aufklärung in unserer Gesellschaft.
Teufel Blog: Welche Hürden musstest du nehmen, um Profispieler zu werden? Welche sind dir auf dem Weg zum Trainer begegnet?
Simon: Als angehender Spieler musste ich immer drei- oder viermal beweisen, dass ich es drauf habe, Profi zu werden. Immer wieder dabei bleiben und jede Position und deren Aufgaben auswendig lernen, um meinen Hörverlust auf dem Platz auszugleichen. Als Trainer hatte ich bis jetzt zum Glück noch keine größeren Hürden zu meistern. Jedoch merke ich, dass viele Jugendliche nicht wissen, was es bedeutet, gehörlos zu sein!
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Mein Traum: Bundesliga-Trainer
Teufel Blog: Was sind die persönlichen Ziele deiner Trainer-Laufbahn?
Simon: Ich habe gelernt, dass man leider nichts planen kann. Das ist jedoch das Schöne am Leben. Mein Traum ist es, eines Tages als Bundesliga-Trainer an der Seitenlinie zu stehen. Mein Ziel, welches ich auf jeden Fall erreichen möchte, ist es, dem Fußball das Leben lang treu zu bleiben, egal in welcher Position und wo. Denn der Fußball hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin, samt seiner unschönen Seiten.
Ich möchte gehörlose Kinder fördern
Teufel Blog: Du engagierst dich etwa im „Simon Ollert Camp“ für Menschen, die genau wie du gerne Fußball spielen, aber mit einer Hörminderung leben. Was waren deine Beweggründe, dieses Projekt zu starten? Wie ist die Resonanz der Camp-Teilnehmer?
Simon: Ich möchte mit meinen Camps zeigen, dass man mit gehörlosen Kindern sehr wohl zusammenarbeiten und sie auch fördern kann! Leider trauen es sich viele Trainer nicht zu, mit gehörlosen oder schwerhörigen Kindern zusammenzuarbeiten. Die Camp-Teilnehmer dagegen sind immer sehr begeistert und ich werde immer wieder gefragt, ob ich das Camp sogar öfters im Jahr mache.
Teufel Blog: Wer unterstützt dich in deinen Projekten? Welchen Support brauchst du noch?
Simon: Bisher hatte mich ein fester Partner unterstützt, welcher die Kosten für das ganze Camp übernommen hatte, sodass die Teilnehmer nichts bezahlen mussten. Nun starte ich das Camp alleine, habe aber mit Teufel schon einen ersten tollen Sponsor an meiner Seite. Weitere sind erwünscht und immer willkommen. [Einen Kontakt zu Simon stellen wir gerne her]
Teufel Blog: Du kannst mit deinen Hörhilfen natürlich auch Musik oder Podcast hören. Was hörst du gerne? Hast du vielleicht eine Playlist deiner Lieblingssongs.
Simon: Eine Playlist habe ich nicht wirklich, da ich immer nach Gefühl ein Lied auswähle. Jedoch mag ich die Richtungen Hip-Hop und Reggaeton am liebsten.
Teufel Blog: Als Berliner Firma fragen wir uns natürlich: Was verbindet dich mit der Hauptstadt?
Simon: Ich habe 4 Jahre in Berlin per Fernstudium studiert und war daher regelmäßig in Berlin, ich bin auch weiterhin des Öfteren immer mal wieder da. Ich liebe die Offenheit, die vielen Kulturen und den Flair, den Berlin mitbringt.
Musik wird gefühlt und nicht gehört
Teufel Blog: Für viele scheint das Thema Hörminderung/Gehörlosigkeit nicht zu einem Lautsprecher- Hersteller wie Teufel zu passen. Was sollten gut hörende Menschen über Menschen mit Hörminderung/Gehörlosigkeit wissen und verstehen? Wie können deiner Ansicht nach Brücken gebaut werden, um bessere Teilnahme und Teilhabe zu ermöglichen?
Simon: Musik wird gefühlt und nicht gehört, dass wissen die wenigsten. Wenn wir uns aber ganz bewusst machen, was Musik für uns bedeutet, dann sprechen wir immer von unseren Gefühlen und nicht von den Geräuschen. Somit können schwerhörige Menschen Musik auch fühlen. Menschen mit Hörminderung haben eine Einschränkung mit ihrem Gehör, alles was sie brauchen ist Verständnis, Akzeptanz und das Gefühl beachtet und verstanden zu werden.
Wer nichts hört, ist nicht dumm, sondern lebt sein Leben auf seine Art und Weise. Mehr Aufklärung, mehr Interesse die Welt der Menschen mit Hörminderung zu verstehen und ich glaube, dass wenn die Menschen verstehen wie viel wir über Gefühle und Augen kommunizieren, desto mehr verstehen wir, dass manchmal weniger hören viel schöner sein kann. Jedoch muss auch verstanden werden, dass Sehen von Dingen trennt und Hören von Menschen. Die Kommunikation untereinander ist elementar, daher soll immer drauf geachtet werden, dass JEDER Mensch sich gehört fühlt und teilhaben kann, bei Menschen mit Hörminderung muss man ganz genau darauf achten!
Bildrechte: Simon Ollert (alle)